Brüder

Filmplakat: Brüder

FBW-Pressetext

Als der Vater stirbt, holt Anwalt Cengiz seinen Bruder Savas für einen Tag aus dem Gefängnis. Die Familie soll zusammen sein in der Zeit der Trauer. Doch was Savas noch nicht weiß: Der Vater hatte Spielschulden bei einem Kleinganoven. Und während die Brüder überlegen müssen, was nun zu tun ist, entsteht in der Familie noch ein weiterer Konflikt. Denn wo soll der Vater beerdigt werden? In Deutschland, wo er jahrzehntelang lebte? Oder doch in der Türkei, das Land, welches für die Mutter immer noch die eigentliche Heimat verkörpert? Die grundsätzlichen und existenziellen Fragen, die der Film aufwirft, werden von Regisseur Türker Süer in 23 Minuten mit einer unglaublich atmosphärischen Spannung verdichtet. Kein Konflikt wird wirklich gelöst, viele Fragen bleiben im Raum stehen. Doch genau durch diese sehr realistische Ambivalenz wirkt der Film so nahe und authentisch. Kein Wort zu viel, kein Blick zu wenig. Überzeugende Darsteller, sowie Kamera und Schnitt tun ihr übriges, um ein Familiendrama zu entwerfen, dem man von der ersten bis zur letzten Minute atemlos folgt. Ein Hochschulabschlussfilm, der Lust auf mehr macht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Türker Süer
Darsteller:Ercan Karacayl?; Fahri Yardim; Vedat Erincin; Maryam Zaree; Hanife Süer; Kasem Hoxha
Drehbuch:Türker Süer
Kamera:Matteo Cocco
Schnitt:Nicole Kortlüke
Länge:23 Minuten
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln, Pi Filmproduktion;
Förderer:Film- und Medienstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die beiden Brüder einer türkischen Familie in Deutschland bringt der Tod des Vaters für einen Tag wieder zusammen. Cengiz hat sich in eine Anwaltskanzlei eingekauft und damit hochverschuldet. Er holt seinen Bruder Savas aus dem Gefängnis ab. Von Murat, dem kriminellen Geldgeber, erhält Savas die Forderung, er solle die Spielschulden des Vaters bezahlen. Andernfalls würden die Mutter und sein Bruder in den Ruin getrieben. Und obwohl Savas aus dem kriminellen Milieu aussteigen will, muss er sich gegenüber Murat verpflichten, für ihn ab sofort die Schulden abzuarbeiten.

Erstaunlich, mit welcher Intensität in 23 Minuten dank hervorragender Reduktion der filmischen Mittel ein komplexer Einblick in eine türkische Familie und ihre Problemlage hergestellt werden kann. Der Film wirkt wie ein leises Kammerspiel mit der äußerst dichten Rahmung seiner konzentrierten Einstellungen. Es sind die Anschnitte, die Auswahl der Blicke der Kamera auf scheinbare Nebensächlichkeiten, sowie die fast schwarz-weiße Wirkung der durchgängig reduzierten Farbigkeit, die die bedrückenden Konflikte verstärken. Die Montage betont die Parallelität der Brüder durch gegeneinander geschnittene, meist ähnliche Abläufe als durchgängiges Prinzip. Konsequente Reduzierung erfolgt auch in der Sprache. Nur das Notwendigste wird mit knappen Dialogen vermittelt. Hervorzuheben ist auch die schauspielerische Leistung des Brüderpaars.

Dem Zuschauer bleibt viel Spielraum für die Einordnung seiner Haltung und Gefühle zu den Protagonisten, weil keine Eindeutigkeit suggeriert wird, keine politische Korrektheit des Denkens. Die Reduzierung ist so angelegt, dass der Eindruck entsteht, man habe in der Tat einen langen Spielfilm mit unglaublicher Dichtheit gesehen.