Bambustempelstraße

Filmplakat: Bambustempelstraße

FBW-Pressetext

Bao lebt mit ihren Eltern in einem großen schönen Haus in einer Stadt in China. Sie geht gern in die Schule und verträgt sich gut mit allen Mitschülern. Nur eine von ihnen, Lili, ist irgendwie anders. Sie hat nie saubere Kleidung an, kommt immer zu spät zur Schule, benutzt Schimpfworte und prügelt sich dann auch noch mit den Jungs. Dafür wird Lili oft bestraft. Und jeder scheint das gut zu finden. Baos Eltern, die Mitschüler, die Lehrerin. Nur Bao nicht. Und sie beginnt Fragen zu stellen. Die Filmemacherin Baoying Bilgeri erzählt in ihrem 14-minütigen Kurzfilm eine autobiografische Geschichte als 3D-Computeranimation im Legetrick-Look. Es ist die Geschichte zweier Kinder, die für zwei verschiedene Schichten der Gesellschaft stehen. Arm und Reich. Durch die Gestaltung der Kleider, der Auswahl der Stimmen, der Gestik und der Mimik setzt Bilgeri die Figuren klar voneinander ab. Dennoch gibt es so viele kleine Momente der Annäherung zwischen diesen beiden Kindern, die nichts dagegen hätten, Freunde zu sein. Und die doch davon abgehalten werden. BAMBUSTEMPELSTRASSE arbeitet mit Dialogen, die relativ einfach gehalten sind und somit auch jüngere Zuschauer gut ansprechen können. Die Animation selbst erinnert in ihrer Schlichtheit an die Tradition der chinesischen Malerei. Das Ende des Films ist konsequent und ohne rosarote Brille gezeichnet. Und doch bleibt ein wenig Hoffnung zurück. Dass die Annäherung von Bao und Lili eben für mehr steht. Und dass sie sehr wohl, über alle gesellschaftlichen Grenzen hinweg, möglich ist. Bezaubernd, sympathisch und originell.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Baoying Bilgeri
Drehbuch:Baoying Bilgeri
Kamera:Baoying Bilgeri
Schnitt:Baoying Bilgeri
Musik:Thomas Höhl
Länge:13 Minuten
Produktion: Lukas Thiele Filmproduktion Lukas Thiele
Förderer:FFA; Hessische Filmförderung

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Am Klavier sitzend fragt das Mädchen ihre Eltern, was „Fick mich“ bedeute. Woher sie das habe, fragt die schockierte Mutter zurück. Von einem Mädchen aus der Klasse, antwortet die Tochter und prompt wird ihr verboten, weiterhin Kontakt zu diesem Kind zu pflegen, dass in asozialen Verhältnissen lebe. Der Tochter wird jedoch damit das Interesse an der Sprache dieses Mädchens, das sich auf der Straße mit Jungs prügelt, nicht ausgetrieben und es beginnt zu der verbotenen Redewendung eine Melodie auf dem Klavier zu spielen.
Das ist einer der pfiffigsten Momente in diesem 3D-Computeranimationsfilms im Legetrick-Look. In einer chinesischen Kleinstadt angesiedelt, geht es um die beiden Mädchen Bao und Lili, die eine aus wohlhabendem, die andere aus minderbemitteltem Hause und darum, wie schnell Menschen mit Stigmatisierungen bei der Hand sind. Auch der Bildungsweg Schule wird dadurch erschwert. Diese Erfahrung muss Lili machen und nur Bao erkennt, dass dem Mädchen Unrecht widerfährt. Der Animationsfilm macht zunächst einen etwas holzschnittartigen Eindruck, vor allem die Totale mit den Fabrikanlagen auf der linken und den Wohnsiedlungen auf der rechten Seite, ist stark nach oppositionellen Relationen angeordnet. Auch die Dramaturgie des Films weist deutlich diese Struktur auf, geht es doch mehr oder weniger um Arm und Reich und darum, dass den Armen der Zugang zur Bildung verwehrt wird. Doch leider leben wir in einer Zeit, in der es wieder notwendig zu sein scheint, mit derartig starken Kontrasten zu operieren, wenn man von sozialer Ungerechtigkeit erzählen will. Das gilt nicht nur für China, sondern auch für die Deutschland. Der Regisseurin Baoying Bilgeri gelingen zudem über die eingangs erzählte Episode hinaus extrem aussagekräftige und somit ganz und gar nicht holzschnittartige Situationen. Das gilt etwa auch für den überzeugenden und originellen Schluss. Auch die Ästhetik des Films wurde von der Jury als gelungen bezeichnet, erinnert die Animation doch an traditionelle chinesische Malerei.