Filmplakat: Atlas

FBW-Pressetext

Wer den Himmel zu tragen hat, der hat nicht viel zu lachen. So lässt sich kurz das Schicksal von Atlas beschreiben, der von Zeus verdonnert wurde, diese ewige und schwere Last auf seinen Schultern zu tragen. Nur Hermes, der Götterbote, fliegt immer hin und her und schaut bei Atlas nach dem Rechten, während oben im Olymp die Götter ein flottes Tänzchen wagen. Der 8minütige Kurzfilm von Aike Arndt ist liebevoll schwarz-weiß animiert und führt den Betrachter auf humorvolle und pointiert reduzierte Art und Weise in die Welt der Griechischen Mythologie ein. Durch die Perspektive des gefallenen Titans Atlas wagt Arndt auch einen kritisch-ironischen Blick auf die Entwicklung der Zivilisation, die so schnell und autonom anwächst, dass Atlas selbst gar nicht mehr folgen kann. Im Grunde ein Gleichnis für die Evolution – doch am Ende überwiegt die Freude an den netten und kreativen Ideen des Filmemachers.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Aike Arndt
Drehbuch:Sibille Mischer; Aike Arndt
Kamera:Aike Arndt
Schnitt:Aike Arndt
Musik:Florian Bodenschatz; Anja Driemecker
Länge:8 Minuten
Verleih:interfilm Berlin Short Film Sales & Distribution
Produktion: Aike Arndt
Förderer:BKM

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der arme alte Atlas! Da muss dieser Titan seit Jahrtausenden das Himmelsgewölbe stützen, und oben feiern die anderen Götter derweil fröhliche Urstände mit Wein und Sirtaki-Musik. Was wundert es da, wenn der Himmelsträger gelegentlich schwächelt und nur mit Hilfe des rasch herbei eilenden Hermes wieder zu Kräften gelangt. Aber das Schicksal nimmt seinen Lauf. Als der schwer geprüfte Himmelsriese einmal ein Nickerchen macht – und bei Göttern bedeuten Sekunden Jahrtausende - da verändert sich die Welt total. Die Schöpfung vollzieht sich sozusagen „im Schlaf“. Atlas kann, als er endlich von Hermes geweckt wird, nur noch flüchten – vor dieser wenig schönen neuen Welt. Und die Götter? Die tanzen zwar weiter in ihrem etwas lädierten Himmelszelt alias Tempel, aber zu „Kunstmusik“ aus dem CD-Player, weil Hermes auch seinen lästigen Dienst quittiert hat. Dies ist ein reizvoller Schwarz-Weiß-Animationsfilm mit liebevoll gezeichneten Figuren, die weniger durch üppige Ausstattung als vielmehr durch Originalität überzeugen – Poseidon zum Beispiel ist eine Krake, Aphrodite trägt besondere Schönheitsmerkmale als Göttin der Liebe und des guten Aussehens. So ist diese kleine, aber feine Parabel auf das wechselvolle und ziemlich distanzierte Verhältnis zwischen Göttern und Menschen ein rundum gelungener Film geworden, von dessen Machern man sich noch manchen anderen himmlischen Streich erhoffen kann.