Abrahams Gold

Kinostart: 26.04.90
1990
Filmplakat: Abrahams Gold

Kurzbeschreibung

Ein Gastwirt, der das nichteheliche Kind seiner ausgeflippten Tochter erzieht, reist mit einem Freund nach Auschwitz, um eine Kiste mit Goldzähnen von KZ-Opfern zu holen. Es kommt zum Verwürfnis der Freunde, doch niemand interessiert sich für die Verbrechen des Gastwirts.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Max Färberböck; Jörg Graser
Drehbuch:Jörg Graser
Kamera:Henning Stegmüller
Schnitt:Helga Borsche
Länge:98 Minuten
Kinostart:26.04.1990
Verleih:Filmverlag der Autoren
Produktion: Filmverlag der Autoren GmbH, München, Avista Film Alena und Herbert Rimbach, Adamos Film, ZDF

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mit ungewöhnlicher Sensibilität für schicksalhafte Lebenssituationen und für die Personen, die dabei aufeinanderstoßen, wird in diesem Film eine besonders schwere Hinterlassenschaft aus den Jahren des Nationalsozialismus von neuem auf ganz eigene Art thematisiert. Dabei zeigt sich eine schöpferische Verknüpfung bester Dialogtradition der Sprechbühne mit dem spezifischen Haushalt an Non-Verbalität, der durch die Filmkamera zum Sprechen gebracht wird.

Um dies einmal zuzuspitzen: Die einfachen Fragen eines Kindes, das im Grund (noch) nicht wissen kann, worum es "eigentlich" geht, stehen hier gegen die sogenannten "Heimtücke"-Fantasien zur psychischen Selbstrettung unter jenen, die in den Jahren des Hitlersystems ganz "landläufig" mitschuldig geworden sind; das führt bis hin zur Wiederbelebung einer gewissen - schließlich durchaus kriminellen- Denunziantenmentalität, die hier wechselseitig auf erschreckende Weise zur Geltung kommt. Über den szenischen Aufbau und die Einrichtung des Films, seine fotographische Vielfalt, Genauigkeit un Vitalität, die einfühlsame Führung der Darsteller in unterschiedlichster Herausforderung durch die einzelnen Szenengänge und nicht zuletzt über den Ton und den Schnitt lassen sich nur lobende Worte sagen. So realisiert sich eine dichte Dramaturgie, in der die Kunst der leisen Töne, mit denen schwerstes Schicksal seinen Ausdruck sucht , zu einer brillante Komposition.

Es gibt viele Schlüsselszenen des Umbruchs der menschlichen Beziehungen, die im Grunde alle einzeln wie in ihrer Verknüpfung gewürdigt werden müssten, Das Phänomen des individuellen Eskapismus, der Flucht des einzelne aus seinem Lebenszusammenhang, dessen Ausweglosigkeit "so" plötzlich erkannt wird und zu dem er dann nicht mehr zugehören möchte, dem er aber doch unlösbar verhaftet bleibt, wurde bisher kaum so vielschichtig und ergreifend dargestellt wie in diesem Film.