A Lost and Found Box of Human Sensation

Filmplakat: A Lost and Found Box of Human Sensation

FBW-Pressetext

Ein Junge trauert um seinen toten Vater. Dabei verschließt er sich vor der Welt, lenkt sich von seiner Trauer ab, die ihn jedoch immer wieder einholt. Später flieht er in ein exotisches Land und findet letztlich seinen inneren Frieden wieder. So kann er nach vorne blicken, in eine neue Welt und vielleicht sogar zu einer neuen Liebe. Erzählt wird der Film abwechselnd von dem Jungen selbst und einem allwissenden Erzähler (gesprochen von Joseph Fiennes und Ian McKellen). Den Studenten Stefan Leuchtenberg und Martin Wallner ist hier ein überzeugender und stilsicherer Animationsfilm gelungen, der durch seine fantasiereichen Einfälle überrascht. Die Bilder übernehmen eine symbolische Funktion und zeigen die formale Perfektion der Filmemacher. Durch die sonore Erzählerstimme erhält der Film didaktische Züge, ergreift den Zuschauer bei der Hand und nimmt uns mit auf eine emotionale, rasante Reise.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Drama; Kurzfilm
Regie:Martin Wallner; Stefan Leuchtenberg
Drehbuch:Martin Wallner
Musik:Lars Deutsch
Webseite:lostbox.de;
Länge:14 Minuten
Verleih:interfilm Berlin Short Film Sales & Distribution
Produktion: Lailaps Pictures GmbH, Damcing Squirrel;arte;BR;
Förderer:FFF Bayern

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Tod des Vaters ist zugleich der Beginn einer fundamentalen Auseinandersetzung des Sohnes mit Tod, Verlust und Schmerz.

Martin Wallner und Stefan Leuchtenberg schicken uns auf eine sehr emotionale und mit irritierendem Tempo versehene Reise, gespickt voll mit fantasiereichen Einfällen, manchmal sehr intellektuell überhöht und sinnbeladen, in der Gestaltung sehr stilsicher.

Die formale Gliederung in vier Akte wirkt vielleicht etwas didaktisch, gibt dem Zuschauer aber auch eine gute Orientierung für die Zeitreise des jungen Mannes auf seiner Selbstfindung.

Mit sehr aufwendiger und gleichzeitig überaus origineller Animation gestaltet, werden uns in den vier Akten und in rasantem Tempo ein Begräbnis, Krankheit, Tiefen und Höhen eines Lebens in dröger Normalität bis hin zu einem Paradigmenwechsel im letzten Akt existenzielle Fragen um Liebe und Leben in eindrucksvollen Bildern vermittelt. Es gelangen eine Reihe von Bildeinstellungen von oft großer Eindringlichkeit, leiser Intensität und hohem ästhetischem Reiz. Hier konnten Differenzierungen erreicht werden, die sonst, vor allem in der Schauspielerführung und im Aufbau des Handlungsgeschehens, vermisst wurden. Der Zwang zu zeitlicher Konzentration führte unabwendbar zu einer Reduzierung des welthaltigen Romans auf sein episches Grundgerüst, das in der vorgegebenen Filmzeit vermittelt werden sollte. Die Folge sind Vereinfachungen, vor allem in der psychologischen Motivation und Entwicklung zwischenmenschlicher Beziehungen, zwangsläufige Reduktionen, mit denen die poetische Magie und die Sprachgewalt der Vorlage grundlegend eingeengt wird. Die bei Thomas Mann nur sehr allmählich sich vollziehenden Wandlungen der Gestalten, ihr Verlorensein an eine gleichsam zum Stillstand kommende Zeit und das Oszillieren dieser Zeit in behutsamen Variationen kaum sich verändernder Grundzustände gehen im Film verloren. Hier wird die fast unmerkliche Veränderung an den Figuren, ihre stille Intensität, die der Phantasie großen Raum lässt, kompakter, direkter, vordergründiger, äußerlicher, sprunghafter und „lauter“. Der unendlich langsame, aber intensive Sog der Sanatoriumsatmosphäre ist nur in skizzenhaften Ansätzen zu spüren. Der Film drängt alles mehr in die Richtung unmittelbarer Wirkungen, direkter Reaktionen und gesteigerter, nicht selten sentimentaler Effekte, die in ihre episodischen Abwechslung die Spannung aufrecht erhalten sollen, es aber nur bedingt erreichen.