7 oder Warum ich auf der Welt bin

Kinostart: 25.11.10
2010
Filmplakat: 7 oder Warum ich auf der Welt bin

FBW-Pressetext

„Warum bin ich auf der Welt?“ Eine ungewöhnliche Frage, die sieben Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren aus unterschiedlichen Ländern und Hintergründen zum Philosophieren über das Leben einlädt. Ohne Bezüge auf die Erwachsenenwelt widmet sich dieser außergewöhnliche Dokumentarfilm ausschließlich seinen jungen Protagonisten aus Berlin, Paris, Bulgarien, Kreta und Ecuador, beobachtet sie beim Klettern, Musikmachen, Angeln, Hausarbeiten und in den Ferien am Meer. Die Regisseure Antje Starost und Hans Helmut Grotjahn nehmen den kindlichen Kosmos absolut ernst. So gelingen ihnen lockere und ehrliche Interviews mit viel Entfaltungsraum für eine breite Themenpalette von Tod und Zukunft über die Vorzüge des Kindseins und die Beziehung zu den Geschwistern. Eine unterhaltsame Patchwork-Arbeit aus kindlicher Weisheit, frischer Lebenslust und positiven Energien!

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Antje Starost; Hans Helmut Grotjahn
Darsteller:Albrecht Felsmann; Basile Grondin; Chrysanthi Haralambidis-Schmitt; Jonathan Reinhardt; Vici Vassileva; Vivi Vassileva; Vanessa Cachimuel Montalvo
Drehbuch:Antje Starost; Hans Helmut Grotjahn
Kamera:Hans Helmut Grotjahn
Schnitt:Anne Berrini
Musik:Buedi Siebert
Webseite:7oderwarumichaufderweltbin-derfilm.de;
Weblinks:;
Länge:87 Minuten
Kinostart:25.11.2010
Verleih:Barnsteiner
Produktion: Antje Starost Film Produktion, Westdeutscher Rundfunk; Arte;
FSK:0
Förderer:BKM; MBB; KJDF

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

„Warum bin ich auf der Welt?“ Eine ungewöhnliche Frage, die sieben Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichem familiärem Hintergrund zum Philosophieren über das Leben einlädt. Ohne Bezüge zur Erwachsenenwelt widmet sich dieser außergewöhnliche Dokumentarfilm ausschließlich seinen jungen Protagonisten aus Berlin, Paris, Kreta, Bulgarien und Ecuador, beobachtet sie in ihrem Alltag und bei ihren Freizeitbeschäftigungen: beim Klettern, Musizieren oder Angeln, bei den Hausarbeiten, Streifzügen durch die Stadt oder in den Ferien am Meer. Nicht die Lebenssituation der Kinder oder ihre jeweiligen Probleme stehen im Mittelpunkt, sondern die großen weltumspannenden Fragen der menschlichen Existenz. Fragen, mit denen sich die Menschheit von jeher beschäftigt hat, ohne allgemein gültige Antworten zu finden, erörtern die Kinder humorvoll, nachdenklich, frech und engagiert, und es stellt sich heraus, dass ihre Erklärungen beileibe nicht „dümmer“ oder naiver sind als die von Erwachsenen. Im Gegenteil: die Kinder nehmen die intellektuelle Herausforderung an, durchdringen die Materie und ziehen erstaunliche Schlüsse. „Man hat eigentlich immer was zum Nachdenken. Und darüber kannst Du dann nachdenken“, meint der zehnjährige Jonathan aus Berlin, der begeisterter Angler ist und später einmal Butler werden will. Die neunjährige Chrysanthi aus Kreta sieht das Herz als Batterie, aber „ohne eine Seele gibt es keine Welt und kein Leben“.

Beeindruckend und auch erschreckend ist, wie früh Kinder die Zerstörung der Umwelt wahrnehmen und dafür plädieren, die Natur und alle Lebewesen zu schützen, denn „die Natur ist die einzige Sache auf der Welt, die nicht von Menschen gemacht worden ist“. Auch der Tod hat einen festen Platz in ihrem Leben und Denken. Die Schwestern Vici und Vivi aus Bulgarien geben eine fast tiefenpsychologische Erklärung: Ihre Mutter habe sie geboren, weil ein Bruder zuvor im Alter von drei Jahren gestorben ist. Und der kleine Basile aus Paris, der selbst schon beinahe dem Tod begegnet ist, glaubt an Reinkarnation. Wenn er den Tod wieder treffen würde, würde er ihn fragen, wie es ihm ginge und ihm einen Kaffee anbieten. Während die anderen Kinder deutsch sprechen, werden Basiles Äußerungen im Film untertitelt, wie die der elfjährigen Vanessa aus El Quinche in Ecuador. Für das Indio-Mädchen vom Stamm der Otavaleños gehört die traditionelle Tracht ebenso zum Alltag wie die Sportkleidung und der Computer. Sie möchte einmal Ärztin oder Apothekerin werden und träumt vom Fliegen und davon, die Welt zu sehen. Aber Zukunft und Vergangenheit ihres Volkes sind für sie immer präsent und sie macht sich tief greifende, auch literarisch fundierte Gedanken über den Ursprung des alltäglichen Rassismus. Die Schwestern Vivi und Vici reflektieren ihre Beziehung zueinander - sie sind beste Freundinnen, aber dennoch gibt es ganz spezifische Dinge, die sie an der anderen nicht leiden können - und Geschlechterrollen - Vivi wäre lieber ein Junge, wird aber „schon bald irgendwann noch ein Mädchen“. Aber trotz aller ernster Gedanken kommen Spaß und Lebensfreude nicht zu kurz.

Die Geschichten der Jungen und Mädchen werden thematisch miteinander verwoben und der Film zieht mit ihren Gedanken um den Erdball. Ein verbindendes Element ist das Motiv des Fliegens und einer durch die verschiedenen Szenen schwebenden Feder. So verbindet ein roter Faden diese unterschiedlichen Schauplätze und Charaktere. Dieser Wechsel ist für den Zuschauer interessant und abwechslungsreich. Auch Kamera und Musik passen sich der jeweiligen Szene und Stimmung gut an, wechseln zwischen schnell und bewegt bei den Sportsequenzen und ruhigen, reflexiven Momente. Das Verhalten der Kinder vor der Kamera wirkt spontan und ungekünstelt und zeugt von großem Vertrauen im Verhältnis zwischen den Filmemachern und ihren jungen Protagonisten.

Die Kinder sind gut ausgewählt und überzeugen durch ihre Individualität und Offenheit. Sie sind großartige Selbstdarsteller und beweisen: Neugier ist der Ausgangspunkt aller Philosophie.

Und warum sind sie auf der Welt?

„Weil die Welt, die Gott geschaffen hat, schön ist.“ (Chrysanthi)
„Weil meine Eltern sich entschieden haben, ein Wesen zu schaffen.“ (Vanessa)
„Jeder Mensch ist geboren, um etwas zu verbessern.“ (Jonathan)
„Weil man eine Mission hat und versuchen soll, die Welt besser zu machen.“ (Vivi)
„Um aus seinem Leben etwas zu machen, glücklich zu sein, Freunde zu haben.“ (Vici)
„Ich bin da, um das Glück zu finden – wie alle. Aber was mein Glück sein wird, das weiß ich wirklich nicht.“ (Basile)
Und der siebenjährige Albrecht, der jüngste in der Runde, der mit Begeisterung Cello spielt, ist sich nach langem Überlegen sicher: „Ich bin auf der Welt, weil man jemanden braucht, der Musik macht.“

7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN ist ein ebenso unterhaltsamer wie anregender Film für junge und erwachsene Zuschauer.