37 ohne Zwiebeln

Kurzbeschreibung

Absurde Reise durch Raum und Zeit, Gedächtnis und Realität.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:André Erkau
Darsteller:Bernd Moss; Linda Olsansky
Drehbuch:André Erkau
Länge:15 Minuten
Produktion: Brave New Work

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Im Film sind Zeitsprünge die Regel. Ein Schnitt oder ein Szenenwechsel, das impliziert meist auch einen Hüpfer auf der Zeitachse, der nicht einmal chronologisch sein muss. Dies widerspricht zwar dem realen Zeitempfinden des Menschen, aber seit den frühesten Zeiten des Kinos hat sich das Publikum an diese Konvention des Filmesehens gewöhnt.
Was aber passiert, wenn ein Mensch solche Zeitsprünge in seinem realen Alltagsleben erfährt? Diese originelle Prämisse hat André Erkau in seinem von filmischen Ideen, Tricks und Pointen überbordenden Film durchdekliniert. Der Angestellte Lukas Knipse kann sich plötzlich nicht mehr darauf verlassen, dass in seinem Leben ständig Wirkung auf Ursache folgt, dass also seine individuelle Zeit die gleiche ist wie die seiner Umwelt. Und so findet er sich ständig in Situationen, von denen er nicht wissen kann, wie sie zustande gekommen sind. Sein Leben führt von A nach C, ohne dass er B erlebt hat. Regisseur André Erkau versteht es meisterlich, dieses „filmische“ Leben auch filmisch wunderbar und überaus kurzweilig zu erzählen. Lustvoll, ungewöhnlich einfallsreich und in jeder Szene, jedem Schnitt und jeder Personenenkonstellation überaus stimmig, spielt er mit den Möglichkeiten der Montage und der gefilmten Zeit. Der Protagonist Lukas Knispe kann zum Beispiel etwa auch in der Zeitlupe und im Zeitraffer leben, und der Witz liegt dabei darin, dass das Leben um ihn herum in der normalen Zeit weitergeht.

Die FBW-Jury war sehr beeindruckt von der Souveränität, mit der Filmemacher André Erkau diesen technisch extrem aufwendigen filmischen Hochgenuss inszeniert hat. Dem Hauptdarsteller gelingt zudem das Kunststück, den zuerst so unsympathischen und streberhaften Protagonisten immer netter und anrührender werden zu lassen. Man merkt, mit welcher Spielfreude das ganze Team vor und hinter der Kamera an diesem Film gearbeitet hat.

„37 ohne Zwiebel“ (der Filmtitel findet eine einleuchtende Erklärung) ist nicht nur originelle und oft extrem witzige Unterhaltung. Dem auch formal spannenden und hochintelligenten Kurzfilm gelingt eine einleuchtende Metapher für die Beschleunigung der Zeit in der heutigen Arbeitswelt und für das Zeitgefühl der Angestellten.