12 Monate Deutschland

Kinostart: 23.09.10
2010
Filmplakat: 12 Monate Deutschland

FBW-Pressetext

Oftmals schreibt das Leben die schönsten Geschichten. In ihrem zweiten Dokumentarfilm begleitet Eva Wolf vier Austauschschüler, die ein Jahr in Deutschland verbringen. Und dabei funktioniert nicht immer alles reibungslos. Es kommt zu Problemen, die nicht nur mit der fremden Sprache, sondern vor allem auch mit dem interkulturellen Zusammenleben zu tun haben. Die vier jungen Menschen sind überrascht, gerührt, enttäuscht und erhalten – genau wie der Zuschauer – Einblick in die deutsche Kultur und das manchmal allzu offensichtliche Unverständnis für fremde Ansichten. Wolf verhält sich in Erzählhaltung und Kameraführung sehr unaufdringlich, lässt manche Konflikte unkommentiert im Raum stehen und ermöglicht es dem Zuschauer somit, eigenständig weiterzudenken. 12 MONATE DEUTSCHLAND reflektiert den Blick aus der Fremde auf uns selbst, zeigt die Möglichkeiten und Probleme von Integration und dem daraus resultierenden Culture Clash und kommt daher als Beitrag zur aktuellen politischen Diskussion gerade recht. Ein spannendes, unterhaltsames und doch komplexes Lehrstück über den Austausch von Kulturen.

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Eva Wolf
Drehbuch:Eva Wolf
Kamera:Eva Wolf; Patricia Scheller; Patrick Protz
Schnitt:Andreas Zitzmann
Musik:Christian Lutz
Webseite:lemmefilm.de;
Länge:98 Minuten
Kinostart:23.09.2010
Verleih:Neue Visionen
Produktion: Lemme Film GmbH, ZDF-Das kleine Fernsehspiel;
FSK:0
Bildungseinsatz:;
Förderer:MBB; FFH

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Was kann es Spannenderes geben, als Menschen dabei zu beobachten, wie sie sich vor unseren Augen verwandeln? In einem Jahr entwickeln sich Jugendliche auch unter normalen Verhältnissen schon enorm und in solch einer extremen Situation, wie einer Reise allein in die Fremde, werden die Veränderungen natürlich noch deutlicher. So muss man als erstes Eva Wolf zu der grandiosen Idee gratulieren, vier Austauschschüler in Deutschland ein Jahr lang mit der Kamera zu begleiten. Diese 12 Monate waren aber nicht nur für Kwasi, Nairika, Eduardo und Constanza ein Abenteuer, sondern auch für ihre Gastfamilien.

Eva Wolf ist hier en passant auch ein treffendes Portrait des alltäglichen Lebens in Deutschland gelungen. Da gibt es entlarvende, bewegende und auch sehr komische Momente und die Regisseurin beweist ein gutes Gespür für Details, durch die manchmal ein gesamter Konflikt auf den Punkt gebracht werden kann. Der alles andere als pädagogisch förderliche Satz eines genervten Lehrers, eine Portion Linsen, die wieder in den Topf zurückgelöffelt wird, ein deutsches Buch, das dem Jungen, der noch keinen Satz in der Sprache versteht, aufgedrängt wird - all das ist gut beobachtet und sowohl die Austauschschüler wie auch ihre deutschen Gastgeber hatten so viel Vertrauen zu Eva Wolf und ihrem Filmteam, dass sie diese alles andere als selbstverständliche Nähe der Kamera zuließen.

Auch wenn man als Zuschauer zum Teil nicht erkennen kann, wo und unter welchen Umständen eine Aufnahme gemacht wurde (ein paar mehr Informationen in Zwischentiteln hätte es ruhig geben dürfen), wird man im Laufe des Films immer mehr in die vier kleinen Dramen hineingezogen. Bei jedem Protagonisten gibt es Enttäuschungen, Trennungen, Neuanfänge und überraschende Wendungen. Als Deutscher erschrickt man manchmal über die soziale Kälte, die in vielen Situationen spürbar wird.

Aber im Laufe des Films treten die kulturellen und sprachlichen Probleme immer mehr in den Hintergrund und man erkennt in Eduardo, Constanza, Nairika und Kwasi vier junge Menschen, die im Laufe des Jahres an ihren Aufgaben gewachsen und dem Zuschauer dabei erstaunlich nah gekommen sind.