Gangs of New York

Kinostart: 20.02.03
2002
Filmplakat: Gangs of New York

FBW-Pressetext

In seinem kraftvollen Epos mit expressiven Bildern von Armut, Hass, Anarchie und Gewalt widmet sich Scorsese der Entstehung des Schmelztiegels N.Y.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Geschichtsfilm
Regie:Martin Scorsese
Darsteller:Leonardo DiCaprio; Daniel Day-Lewis; Cameron Diaz
Drehbuch:Steven Zaillian; Jay Cocks; Kenneth Lonergan
Weblinks:;
Länge:167 Minuten
Kinostart:20.02.2003
Verleih:Fox
Produktion: Miramax Films Corp., Initial Entertainment Group;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Ein Stück Amerika taucht aus der Vergangenheit auf, das Image des Big Apple als großer Schmelztiegel erhält Kratzer in dieser Rückschau. Mit schonungsloser Härte führt Scorsese meisterhaft vor, wie gewalttätig und schmerzhaft sich Amerika zu einer Nation entwickelt hat.
Das New York des 19. Jahrhunderts ist in Cinecita wieder auferstanden. Das Leben in den Armenvierteln der Stadt, die Korruption in allen Schichten des Volkes, das Verständnis von Demokratie und der große Bürgerkrieg sind die Kulisse der Geschichte um Rache und Liebe, zwei traditionell starke Themen des amerikanischen Kinos.

Getrieben von der Sehnsucht nach Rache, nach möglichst großer und demütigender Rache, macht Leonardo DiCaprio sich daran, Vergeltung für den Mord an seinem Vater zu suchen. Leider ist DiCaprio, auch wenn er als Typ optisch in die Rolle paßt, darstellerisch überfordert, seine Mimik und Gestik bleiben auf wenige Ausdrucksformen beschränkt, es fehlt an Tiefe. Daß ausgerechnet er die charismatische Führungsperson sein soll, die die rivalisierenden irischen Banden gegen die „Natives“ hinter sich vereint, nimmt man ihm nicht ab. Diese darstellerische Schwäche fällt umso mehr auf, als der Film ansonsten hervorragend besetzt ist und die weiteren Haupt- und Nebendarsteller mit beeindruckender Intensität spielen. Daß Daniel Day-Lewis zu den Topdarstellern des amerikanischen Kinos gehört, ist bekannt, wozu Cameron Diaz im Stande ist, darf sie hier endlich einmal unter Beweis stellen.
Ohne Frage ist der Film stellenweise äußerst brutal, und diese Gewalttätigkeit ist gerade in der Anfangsschlacht in höchster Präzision und Perfektion in Kamera, Ton und Schnitt in Szene gesetzt. Jedoch ist diese Brutalität nie Selbstzweck. Die bedrohliche Grundatmosphäre zieht sich durch den ganzen Film und trägt auch entscheidend dazu bei, daß er trotz der Überlänge größtenteils kompakt und in sich geschlossen wirkt.
Von DiCaprios Leistung abgesehen, ist die Musik ein weiterer Schwachpunkt des Films. Die Titelmusik von U2 ist eine gelungene Klammer und ein adäquater Verweis auf die auch noch heutige Brisanz des Themas Gewalt, jedoch wirkt der weitere musikalische Klangteppich allzu vordergründig.

Im Hinblick auf Kamera, Schnitt, Maske und opulente Ausstattung läßt der Film nichts zu wünschen übrig, was bei einer solchen Megaproduktion und angesichts des Mitarbeiterstabes auch zu erwarten ist. Dem hohen Budget ist wohl auch das Zugeständnis an die Erwartungen der Kinobesucher auf eine Art Happy-End geschuldet, das jedoch unerwartet inszeniert ist und einen bitteren Beigeschmack hinterläßt.