Wahre Lügen

Kinostart: 02.02.06
VÖ-Datum: 06.07.06
2005
Filmplakat: Wahre Lügen

FBW-Pressetext

Ein Weltklasse-Einstieg und dann eine Achterbahnfahrt für Erwachsene. Raffiniertes Erzählkino mit äußerst spannend angelegten Figuren, ein farbiger film noir und eine stilsichere Reflexion über die 70er Jahre.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama; Thriller; Mystery
Regie:Atom Egoyan
Darsteller:Colin Firth; Alison Lohman; Kevin Bacon
Drehbuch:Atom Egoyan
Weblinks:;
Länge:108 Minuten
Kinostart:02.02.2006
VÖ-Datum:06.07.2006
Verleih:Concorde
Produktion: Serendipity Point Films, Serendipity Point Films
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mit einem Weltklasse-Einstieg startet Egoyan seine Geschichte. Mühelos zieht der Film seine Betrachter in den Bann. Messerscharf und wie mit einem Skalpell gezogen seziert Egoyan die partiellen Wahrheiten und enthüllt Stück für Stück den schillernden Hintergrund, der sich im nächsten Moment schon zu einem anderen wandelt, als es der war, für den man ihn gerade eben noch gehalten hatte.
Als „Wahre Lügen“, aber auch als „Wo die Wahrheit lügt“, lässt der Originaltitel sich lesen. Die filmische Reise durch ein perfekt ausgestattetes und liebevoll in Szene gesetzes Siebziger-Jahre-Amerika wird zu einem virtuosen und spannungsreichen, in satten Farben inszenierten „film noir“. Oscar-reif sind die Darstellerleistungen: Kevin Bacon schillert und oszilliert, Colin Firth war selten so böse und intensiv zu sehen, und auch Alison Lohmann entpuppt sich als großartige Darstellerin. „Wahre Lügen“ wird so zu einer Achterbahnfahrt für Erwachsene.

Ein mysteriöser Todesfall beendet nicht nur die Bühnenpartnerschaft von Lenny & Vince als gefeiertes Entertainment-Duo der Fünfziger Jahre, sondern auch ihre Freundschaft. 15 Jahre später versucht eine aufstrebende Schriftstellerin und Journalistin, die Umstände der Tragödie zu klären, die einer Frau das Leben, einem Elternpaar die Tochter und den beiden Showstars die Karriere kostete. Nicht ein Kriminalkommissar, sondern eine Schriftstellerin versucht hier, den Tod einer jungen Studentin zu enträtseln, um ihrem Buch über die beiden Entertaimentstars den notwendigen Kick zu geben. Weil ein Zeitungsverlag für die Vorabveröffentlichung einen Millionenbetrag zur Verfügung stellt, wird Stück für Stück Licht in ein mysteriöses Dunkel gebracht, dessen Aufklärung für die Polizei schon lange kein Thema mehr ist.

„Wahre Lügen“ ist ein typischer Atom Egoyan-Film, der sich mehrerer und mehrschichtiger Rückblenden und Offstimmen bedient, um seine raffiniert verschachtelte Geschichte voranzutreiben. Perfekt werden die der jeweiligen Zeit entsprechenden Musikstile eingesetzt: Big-Band-Musik der Fünfziger wechselt mit Caféhaus-Musik der Sechziger Jahre bis hin zu „Santana“ in den Siebzigern. Die Offstimmen sind von der Filmmusik Mychael Danas unterlegt und umhüllt, sie würde jedem Hitchcock-Thriller zu Ehre gereichen. So entsteht das düster melancholisches Bild eines mysteriösen Geschehens, an dem alle, nur eben nicht die Strafverfolgungsbehörden, ein Interesse zu haben scheinen.

Richtig bedrohlich wird, als die Musik schweigt und die Tonspur kaum mehr zu existieren scheint. Reporterin Karen sitzt Lenny in seinem Büro gegenüber und er macht sie für den Selbstmord seines Freundes verantwortlich. Jemand muss hier falsche Fährten legen, eine weitere Person muss mit im Spiel sein. Alles, was im Kopf des Zuschauers schon klar schien, erfährt erneut eine Wendung. Und sie ist nicht die letzte.

Perfekt in jedem Ausstattungsdetail, vielschichtig auf mehreren Eben erzählt, reißt der Spannungsfaden trotz oder wegen aller überraschenden Wendungen nicht ab, auch wenn die Verknüpfung der Handlungsstränge oft einem Drahtseilakt gleicht, den Egoyan jedoch perfekt, ja geradezu traumtänzerisch beherrscht.