Taking Sides - Der Fall Furtwängler

Kinostart: 07.03.02
2001
Filmplakat: Taking Sides - Der Fall Furtwängler

FBW-Pressetext

Packender und rhetorisch glänzender Diskus über Kunst, Politik und Moral in der NS-Zeit - ein provozierender Film, der zur Auseinandersetzung zwingt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:István Szabó
Darsteller:Moritz Bleibtreu; Harvey Keitel; Stellan Skarsgard
Drehbuch:Ronald Harwood
Weblinks:;
Länge:110 Minuten
Kinostart:07.03.2002
Verleih:Alamode Filmdistribution
Produktion: MBP GmbH u. Co. KG, Little Big Bear Filmproduktion; Jeremy Isaacs Productions; Satel; France2 Cinéma; Canal+; BR; MDR; ORF;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein unbequemer Film für alle Seiten, für die Mitläufer und Opportunisten, die Rächer und die Richter, die Moralisten und die Dickfelligen, die Dabeigewesenen und die Nachgeborenen. Fast nur die Mittel eines Kammerspiels sind es, mit denen Regisseur István Szabó und ein vorzügliches Schauspielerensemble anhand des Falls des Dirigenten Wilhelm Furtwängler facettenreich und äußerst differenziert die ganze Problematik der Mitläufer im Nazi-Staat auffächert. Für den amerikanischen Major Steve Arnold (hervorragend verkörpert von Harvey Keitel) war der Dirigent "ein Bandleader, der sich an den Teufel verkauft hat... der beste Werbeslogan der Nazis". Furtwängler selber und seine Fürsprecher versuchen, zwischen Kultur und Barbarei zu trennen, zwischen Geist und Macht. "Ich war in einem hohen Maße naiv", bekennt Furtwängler schließlich unter dem entwürdigenden Druck der Verhöre, die – nach Ansicht der beiden Mitarbeiter des Majors – denen der Gestapo ähneln. Dies sagt eine der "Lichtgestalten" im Film, die Sekretärin Emmi Straube, deren Vater im Widerstand gegen Hitler sein Leben gab. Zum Widerstand entschied der sich aber erst, verrät die Tochter, als die Militärs den Krieg verloren sahen. Solche Zwischentöne setzt der Film des öfteren, einfache Antworten oder simple Urteile sind seine Sache nicht. Aus einem Theaterstück entwickelt, spricht er auch mit Blicken und Gesten. Ausstattung, Licht, Kamera operieren auf höchstem filmkünstlerischen Niveau, werden aber nie Selbstzweck.

Kann Kultur unschuldig sein und kann sie es bleiben? Darf man für Hitler dirigieren? Wird Musik faschistisch, wenn sie, wie etwa das Adagio aus Bruckners 7., bei Hitlers Tod im Radio gespielt wird? Wieviele und welche Kompromisse kann und darf und muß ein Künstler um seiner Kunst willen mit der Macht eingehen? Einfache Antworten gibt der intensive und intelligente Film nicht, und das ist seine Stärke!