Swing Kids

1992
Filmplakat: Swing Kids

Kurzbeschreibung

Im dritten Reich beginnen Peter, Thomas und Arvid sich für Swing zu begeistern. Als Peter wegen eines Vergehens der Hitler Jugend beitreten muß, folgt ihm sein Freund Thomas, der sich jedoch schnell für die Ideen des Faschismus begeistert. Der behinderte Arvid kämpft derweil einen aussichtslosen Kampf gegen das Regime.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Thomas Carter
Länge:114 Minuten
Verleih:Buena Vista Filmverleih
Produktion: Bundesbeauftragte für Kultur*, Hollywood Pictures Company, Hollywood, Calif. Touchwood Pacific Partners IV, Burbank, Calif.
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Deutschland unter dem Nationalsozialismus: ein wichtiges filmisches Thema, gerade heute. Deutschland unter dem Nationalsozialismus aus amerikanischer Sicht: ein schwieriges Tribute in der dramaturgischen Gestaltung des Stoffes un in der historischen Verkürzung. Diese Verkürzungen, die sich daraus ergeben, dass die Filmhandlung um 1938/39 angesiedelt ist, aber Ereignisse enhält, mag einen geschichtskundigen Betrachter stören, beeinträchtigt aber nicht die Gesamtwirkung des Films. denn die historischen "Fehler" beruhen nicht auf manipulatorischer Absicht, sondern dienen nur zur dramaturgischen Verdichtung. Negativ bei der Gesamtbewertung des Films erschien dagegen einer Minderheit der kinomäßige Aufbau des Films ( manche klischeehafte Starauftritte, mangelhafte Entwicklung der Figuren oder überzogene Prügelszenen, sowie aufdringliche Film-Musik). Diese Erzählweise ist heute im amerikanischen Kino längst überholt. Eine Mindrheit des Ausschusses sah darin die Anwendung "der Mittel von vorgestern", die Mehrheit jedoch traditionelles Erzählkino, das einer positiven Gesamtbewertung des Films nicht entgegensteht.

Die Mehrheit des Ausschusses hielt ein Prädikat für gerechtfertigt, weil der Film ein ernsthafter und erlich bemühter Beitrag zu einem wichtigen historischen Thema ist und sich dieses Thema durchaus differenziert nähert. Die Atmosphäre unter dem Nationalsozialismus wird nicht in Schwarz-Weiß-Manier geschildert. Der Film unternimmt vielmehr den Versuch einer Erklärung für das Handeln der einzelnen Personen, die durchaus differenziert dargestellt werden. So z.B. zeigt sich die Mutter des jungen Heldenm selbst Witwe eines Nazi-Opfers, paralysiert durch Angst und ihre Sorge um ihre zwei Kinder, durchaus bereit zu einem Arrangement mit dem Regime. Auch ihr Sohn Peter, der sich vom Swing Boy zum bewussten Gegner des Nationalsozialismus entwickelt, bleibt von den Einflüssen der Propaganda nicht frei und meint, dass die Juden doch "Etwas gemacht" haben müssten, wenn sie verfolgt würden. Diese Verbindung von privaten Meinungen und Lebensumständen mit der politischen Entwicklung erscheint durchgehend gelungen, ebenso die Einbeziehung der Swing Musik als Ausdruck eines freiheitlichen Lebensgefühls, das sich leitmotivisch durch den Film zieht. Eigentlich war es zunächst nur diese Musik, für die die Jugendlichen sich begeisterten. Weil man sie ihnen nahm, wurden sie zu Systemgegnern.