Rosa Luxemburg

Kinostart: 10.04.86
1985
Filmplakat: Rosa Luxemburg

Kurzbeschreibung

Der Film beschreibt wichtige Stationen (zwischen 1998 und 1919) aus dem Leben von Rosa Luxemburg, die als Mitbegründerin des Spartakus-Bundes 1919 ermordet wurde.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Geschichtsfilm
Regie:Margarethe von Trotta
Darsteller:Adelheid Arndt; Karin Baal; Daniel Olbrychski; Otto Sander
Drehbuch:Margarethe von Trotta
Kamera:Franz Rath
Schnitt:Dagmar Hirtz
Musik:Nicolas Economou
Länge:123 Minuten
Kinostart:10.04.1986
Verleih:Concorde
Produktion: Bioskop Film GmbH & Co. Produktionsteam KG, München, Westdeutscher Rundfunk, Köln
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Wo die Internationalen Bewegungen des Proletariats sich mit prägenden Leitfiguren verknüpfen und in diesen wiederzufinden suchen, müssen verschiedene Geschichtsperspektiven miteinander konkurrieren. Die historische Gestalt der Rosa Luxemburg, das sich emanzipierende europäische Bürgertum des ausgehenden 19. Jahrhunderts verkörpernd und doch zugleich intellektuelle, dogmatische, in ihrem kämpferischen Mut bestechende Wortführerin der Arbeiterbewegung, fordert unter einer solchen Perspektive ganz besonders heraus. Das gilt vor allem dort, wo eine persönliche Annäherung und Auseinandersetzung gesucht wird.

Mit ihrem hier zu beurteilenden filmischen Weg, dieser ungewöhnlichen Frauengestalt nachzugehen, hat Margarethe von Trotta sich einem Anspruch verschrieben, dessen erzählerischer Reiz ganz im Persönlichen, im psychologisch Subtilen, auch in dem durchaus Privaten hinter aller zeitgeschichtlichen Großbuchhaltung liegt.

Zu bewerten ist also ein Spielfilm mit zeitgenössischem Kompilationselementen aus den 20er Jahren, dessen erzählerische Linie konsequent auf den Menschen Rosa Luxemburg hinzielt. Wo der Theoretiker der sozialistischen Bewegung den Verdacht einer unstatthaften Privatisierung revolutionären Geschehens anmelden, das quellengeschulte Auge des Historikers Eigenwilligkeiten der Regisseurin in vielen Details und Verknüpfungen kritisieren, der bewusste Sozialdemokrat schließlich Unbehagen ob es eines solchen Bürger-Bildes von seinen Vorfahren äußern mag – dort begegnet der unvoreingenommene auch der historisch wenig gebildete Zuschauer unserer Tage einer Frauenpersönlichkeit, deren faszinierendes Kämpferleben dem Publikum viel zu sagen hat und hier mit liebevoller Konzentration vorgestellt wird. Die Tragik der Rosa Luxemburg, sich im Besitz der weitergreifenden geschichtlichen Einsichten zu wähnen, zugleich aber immer wieder mit den inneren Widersprüchen eines nach Vertrauen und Liebe hungernden Individuums leben zu müssen, wird in diesem Film einleuchtend dargestellt.

Der Mut der Regisseurin, dabei ganz eigene, sehr persönliche Erzählperspektiven zu wählen, verdient zustimmenden Respekt. Eine besondere Würdigung verdient das darstellerische Profil der Barbara Sukowa, ohne deren ungewöhnliche Leistung ein Film von dieser Art nicht möglich gewesen wäre. Die filmische Rosa Luxemburg wird viele Zuschauer neugierig darauf machen, mehr über die zeitgeschichtlichen Umbrüche in den ersten Jahrzenten unseres Jahrhunderts zu erfahren.