Rad der Zeit

Kinostart: 30.10.03
2003
Filmplakat: Rad der Zeit

FBW-Pressetext

Mit Respekt und Ernsthaftigkeit führt Werner Herzog in einem mehrtägigen Initiationsritus ein, den die Anhänger des Dalai Lama 2002 in Indien u.a. feierten. Exotische, fremde Welt des Buddhismus.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Werner Herzog
Drehbuch:Werner Herzog
Weblinks:;
Länge:84 Minuten
Kinostart:30.10.2003
Verleih:Kinowelt
Produktion: Werner Herzog Film GmbH, Arte, Straßburg
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Werner Herzog hat hier zum Glück keinen „Werner Herzog-Film“ gemacht, sondern sich dem Thema mit der angemessenen stilistischen Zurückhaltung genähert. Dabei ist er einfach seiner großen Neugierde gefolgt, hat die buddhistischen Pilger und Mönche bei ihren Verrichtungen, Ritualen und Gebeten beobachtet und gefilmt und dabei beeindruckende Bilder mitgebracht. Für einige Ausschußmitglieder ging er (oder sein Kameramann) dabei mitunter zu nah an die Menschen heran, bedrängte sie und stahl sich in für sie sehr intimen und spirituellen Momenten an sie heran. Aber vielleicht konnte ihm nur so diese intensive Studie der drei buddhistischen Feste gelingen.

Der Film nimmt sich Zeit dafür, die einzelnen Zeremonien, wie etwa das mit Sand Malen der Mandalas durch die Mönche oder die Niederwerfungen der Pilger, mit der gebotenen Ruhe zu zeigen, so daß man einerseits zumindest eine Ahnung von der meditativen Stimmung dieser Menschen gewinnt, andererseits aber auch auf die vielen aufschlußreichen Details achten kann, die von der Kamera eingefangen wurden.

Spannend ist auch der große Kontrast zwischen den organisch in Kultur und Landschaft eingebetteten Zeremonien in Bogh Gaya (Indien) und am Berg Kailash (Tibet) sowie den Feierlichkeiten in Graz, wo die Mönche in der schmucken Stadthalle doch etwas fehl am Platz wirkten, eine westliche Besucherin in schon fast rührender Ignoranz seine Heiligkeit mit „Dalai Lama“ anredetet und die Bodyguards grotesk wirkten.

Ein Gegengewicht dazu bot das bewegende Gespräch mit einem Mann aus Tibet, der 34 Jahre lang in chinesischen Gefängnissen gesessen hatte, nur weil er auf seiner Religion beharrte. Hier wird der politische Kontext, der einigen Ausschußmitgliedern im Film fehlte, sehr eindrucksvoll und berührend eingeführt.

Herzogs immer etwas altbacken wirkender Erzählduktus, der manchmal kurz davor ist, in unfreiwillige Komik umzukippen, paßt auch ideal zu diesem von ihm absichtsvoll bescheiden gehaltenen Film.