Platoon

Kinostart: 30.04.87
1986
Filmplakat: Platoon

Kurzbeschreibung

Autobiographische, unkonventionelle Aufarbeitung des amerikansichen Vietnam-Syndroms, die hier zu einem kompromißlosen Antikriegsfilm führt
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Oliver Stone
Darsteller:Tom Berenger; Willem Dafoe; Charlie Sheen
Drehbuch:Oliver Stone
Kamera:Robert Richardson
Schnitt:Claire Simpson
Musik:Georges Delerue
Weblinks:filmsortiment.de;
Länge:120 Minuten
Kinostart:30.04.1987
Produktion:

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Szenen aus dem schmutzigen Krieg in Vietnam. Erlebt und wiedererlebt, nachvollzogen und verfilmt von einem, der als junger Soldat dabei war. Authentizität darf also unterstellt werden, und da fällt sofort auf, was dieser Film nicht enthält: Hurra-Patriotismus, billiges Pathos, nationalistische Phrasen, Heldenverehrung. Es wird auch keine allgemeine Anklage erhoben. Gezeigt hingegen wird die brutale Wirklichkeit, die den jungen Kriegs-Freiwilligen sofort nach seiner Ankunft überfällt: der gandenlose Kampf der Amerikaner gegen den fast immer unsichtbaren Vietcong, der auch ein Kampf gegen den "Feind in uns" sein müsste, wie es ein Soldat formuliert, gegen Arroganz und Überheblickeit und gegen die aus den USA um die halbe Welt mitgeschleppten Vorurteile und Gegensätze auf sozialem, gesellschaftlichem und rassischem Gebiet.

Die armseligsten "Frontschweine" sind die, die auch in der Heimat zu den Ärmsten gehören. Die "Gebildeten", die das Denken nicht lassen können, erleben den tiefsten Absturz, bringen es aber am ehesten zu philosophischen oder auch pseudo-philosphischen Erkenntnissen, die sie mit nach Hause nehmen, falls sie überleben, und zu Hause zum Nutzen der Nachwelt vielleicht in neue politische Grundsätze umsetzten werden.

Wie können unbescholtene junge Männer zu Mördern auch an Zivilisisten werden? Vielleicht noch nie so schlüssig wie hier wird die Eskalation von Gewalt gezeigt und das Wachsen der Versuchung, im Augenblick der Verzweiflung den Abzug der Maschinenpistole zu betätigen und Leben, das einen bedrückt und zugleich ängstigt, weil es stumm und wehrlos gegenübersteht, einfach auszulöschen. Dass auch Kameradenmord und Selbstzerstümmelung vorkam - Es wird nicht nur nicht verschwiegen, sondern auch glaubwürdig motiviert.

Dem Autor und Regisseur ist zu bescheinigen, dass er sein Thema mit größtem Ernst und Verantwortungbewusstsein aufgegriffen und bewältigt hat, und dass er bei der Auswahl seiner Darsteller eine glückliche Hand bewies. Schnell prägt sich die Fülle der Gesichter und Gestalten ein. Dass die filmische Realisierung von Kamera , Milieuzeichnung und Pyro-Technik zuweilen fast zu perfekt, wenn nicht spektakulär gerät, dass Geräusche und Musik die Handlung mit unter zu einer wilden Dschungelkriegsoper hochstilisieren, hat der Bewertungsausschuss nicht unbedingt als qualitätsminderne Einschränkung empfunden.