Mit aller Macht

Kinostart: 03.09.98
1998
Filmplakat: Mit aller Macht

Kurzbeschreibung

Amerikanischer Südstaaten-Gouverneur versucht mit aller Macht,
Präsidentschaftskandidat zu werden, was in einer medialen
Schlammschlacht auszuarten droht.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Komödie
Regie:Mike Nichols
Darsteller:Emma Thompson; John Travolta; Billy Bob Thornton
Drehbuch:Elaine May
Buchvorlage:Joe Klein
Kamera:Michael Ballhaus
Schnitt:Arthur Schmidt
Musik:Ry Cooder
Länge:144 Minuten
Kinostart:03.09.1998
Verleih:Concorde
Produktion: Universal Studios, Universal City Studios; Inc.; Mutual Film Company;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die aktuellen Ereignisse in Amerika, so scheint es, holen die
Wirklichkeit dieses Films mühelos ein, gegen die Clinton-Affäre
wirkt er geradezu harmlos und staatserhaltend.
Die Parallelität dieser Ereignisse bzw. äußeren
Erscheinungsbilder ist weniger ein Hinweis auf die Brisanz des
Films, sondern spiegelt eher wider (mal Kolportage, mal Glosse,
auch Satire), was längst alle Welt ahnt: Die Politik ist ein
desillusionierendes Geschäft um Macht und Karriere, eine Art
Ersatzbefriedigung für alles und vor allem für jene, die
scheinbar unbedarft und eitel antreten, um ein bißchen mit der
Welt und vor allem den Medien zu "spielen".
Das ist das Sujet bzw. der Teig, aus dem das Buch seine
Heldengruppe um den Präsidentschaftskandidaten und seinen
demagogischen Weg zur Macht formt.

Bei aller partiellen Differenziertheit der Nebenfiguren sind sie
zutiefst amerikanisch, keine richtigen Bösewichte, in ihren Taten
erscheinen sie immer auch als Opfer, gleichsam nach dem Motto:
Selbst wenn ich das Gute wollte... Die Sache scheint so
verfahren, daß letztlich stets der Teufel mit dem Belzebub
ausgetrieben wird bzw. mit dem Schlachtruf, wenn die Verhältnisse
nicht nur so korrupt wären! Vielleicht ist gerade dies der Reiz
des Films, der den Zuschauer dann doch mühelos in den Bann
schlägt, der spannend ist, in seinen besten Passagen klug und
nachdenklich macht.
Travolta spielt präzise und überzeugend einen in sich selbst
verliebten, mal zu Tränen, mal zu zynischen Methoden greifenden
Präsidentschaftskandidaten, der immer die Kopie einer Kopie
bleibt und in seinen perfidesten Momenten die Lüge im
vermeintlichen Kampf um die Wahrheit, und die Wahrheit im Kampf
um die Lüge einzusetzen weiß.
Seine Frau hingegen, mit fast verbissener Gradlinigkeit, von Emma
Thompson überzeugend dargestellt, wird von durchsichtigem, wenn
auch nicht ungefährlichem Machtstreben angetrieben.
In diesem Sinne benennt der Film ziemlich genau eine nicht nur
amerikanische Wunde, für die er am Schluß auch "Heilung" weiß:
Man muß nur aufrecht sein, lautet die Botschaft. Und genau dies
mag man denn nach dem Film nicht mehr so recht glauben.