Kinsey

Kinostart: 01.01.70
2004
Filmplakat: Kinsey

FBW-Pressetext

Ein mutiger, einfühlsamer und respektvoller Film über das Leben und Schaffen des amerikanischen Biologen / Sexualforschers Alfred Kinsey (1894-1956), ein meisterhaftes und spannendes Porträt, das nie der Versuchung unterliegt, sein Sujet kommerziell auszubeuten.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Biopic
Regie:Bill Condon
Darsteller:Timothy Hutton; Liam Neeson; Peter Sarsgaard; Laura Linney; Chris O'Donnell
Drehbuch:Bill Condon
Weblinks:;
Länge:119 Minuten
Kinostart:01.01.1970
Verleih:Fox
Produktion: Qwerty Films, American Zoetrope; Pretty Pictures Productions; N1 European Film Productions;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der in seiner Gesamtheit stark beeindruckende Film überzeugt auf allen Ebenen und geht über die Biografie zur Person Kinsey weit hinaus. Schon die Szenen aus seiner Kindheit geben durch den Einblick in seine Familie wie in einem Spiegelbild auch die selbst auferlegte Beschränkung des eher prüden, vom Pietismus geprägten Mittelstandes dieser Zeit wieder. Im weiteren Filmverlauf werden an entscheidenden Stellen Dokumentaraufnahmen und Originaltöne einbezogen. Erst durch die Veröffentlichung des Kinsey-Reports begann sich die amerikanische Gesellschaft entscheidend zu verändern.
Die sehr privaten Szenen aus seiner eigenen Familie zeigen dann, wie sein sich immer mehr verselbständigender, ungebremster Forscherdrang sich bis ins Privatleben hinein auswirkte und es zu zerstören drohte. Aus dem großen, durchweg bis in die kleinsten Rollen exzellent besetzten Film ragen die beiden Hauptdarsteller Liam Neeson als Kinsey und Laura Linney als seine Frau ganz besonders heraus. Dies gilt nicht nur für ihre außergewöhnliche Darstellung dieser beiden komplexen Persönlichkeiten durch die vielfältigen Stimmungslagen hindurch und in den häufig wechselnden Situationen, sondern gerade auch in der Darstellung des langsam fortschreitenden Alterungsprozesses. Für dessen Sichtbarmachung gilt selbstverständlich auch der Maske größtes Lob.
Dramaturgisch weist der Film noch eine Besonderheit auf. Die Erzählung beginnt nicht mit der Geburt Kinseys, um danach chronologisch weiterzugehen, sondern in seiner Lebensmitte und dem Start seiner sexualwissenschaftlichen Karriere. Durch die auf die weitere Handlung bezogenen zeitweiligen Rückblenden wird der Erzählfluß aufgelockert, ohne abzubrechen.
Zudem werden Exkurse über die amerikanische Gesellschaft schlüssig eingebunden, wenn wie im Fall der McCarthy-Ära vor Augen geführt wird, daß die Sexualforschung davor sehr wohl möglich war und finanziert wurde, ab diesem Zeitpunkt aber vorerst nicht mehr.
Insgesamt findet also in diesem Film Kinseys Appell für die Anerkennung und Akzeptanz der Unterschiedlichkeit eine überzeugende Umsetzung, und wenn dann am Schluß der bedeutende Wissenschaftler zusammen mit seiner Frau neben den mächtigen Redwood-Bäumen wie Fliegen wirken, wird auch das Heroische in seine Schranken verwiesen.