Imperial Valley (cultivated run-off)

Filmplakat: Imperial Valley (cultivated run-off)

FBW-Pressetext

Das Imperial Valley ist eine der bedeutendsten Regionen industrieller landwirtschaftlicher Produktion Kaliforniens. Der Abfluss dieses Systems von Rohren, Pumpen und Kanälen führt in die Salton Sea, ein künstlich angelegter See, der ebenso wie die angrenzenden Regionen Mexikos, auf eine ökologische wie ökonomische Katastrophe zusteuert. Felder ziehen sich, scheinbar bis zum Horizont und darüber hinaus. In seinem neuen Film IMPERIAL VALLEY (cultivated run-off) widmet sich der Filmemacher Lukas Marxt dem Thema der Agrar-Monokultur auf ganz eigene faszinierende Weise. Denn der Flug mit der Kameradrohne entwickelt im Lauf der insgesamt 14 Minuten einen eigentümlichen Sog, der nicht nur den Raum für eigene gedankliche Reflexionen bietet, sondern den Film auch körperlich spürbar macht. Auch dank des eindringlichen Sounddesigns, das auf die einzelnen Abschnitte abgestimmt ist. So erhält IMPERIAL VALLEY (cultivated run-off) eine ganz eigene Komponente, die das Thema noch stärker abstrahiert als es die unfreiwillige Choreographie der Farben und Muster sowie schon tun. IMPERIAL VALLEY (cultivated run-off) ist ein überzeugendes filmisches Experiment. Vielschichtig, differenziert und anspruchsvoll.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Lukas Marxt
Drehbuch:Lukas Marxt
Kamera:Lukas Marxt
Schnitt:Lukas Marxt
Musik:Stefan Juster
Länge:13 Minuten
Verleih:sixpackfilm
Produktion: Lukas Marxt
Förderer:Kunststiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Kanalsysteme, künstlich bewässertes Grün inmitten flirrenden Staubs, Monokulturen in endlosen Reihen, Ackerfurchen bis zum Horizont: Eine Drohne überfliegt im Imperial Valley Auswüchse industrieller Landwirtschaft von unvorstellbaren Ausmaßen. In langen Flügen fängt die Kamera die künstliche Welt auf und wandelt die Bilder von Kultivierung um in Schemen geometrischer Formen und Muster. Die Produktion von Nahrungsmitteln als Disziplinierung von Fruchtfolgen, als Versklavung der Umwelt, als Assimilation von Leben: In keinem Moment entlässt uns die Kamera aus dieser menschenleeren, aber menschengemachten Welt, und je weiter die Flächen erscheinen, desto heftiger entwickeln sich beim Zuschauen geradezu agoraphobische Reaktionen. Einmal dreht sich die Drohne immer weiter und immer schneller um sich selbst, als wisse auch sie nicht mehr heraus aus dieser Welt. Dann wieder fliegt sie über die Furchen, mal quer, mal längs, aufregend begleitet von Sounds, die sich der Textur im Bild rhythmisch anpassen und die Wirkung weiter verstärken.
Lukas Marxts Film erklärt uns nicht den thematischen Komplex “Imperial Valley„, sondern er lässt ihn uns spüren. In seinem faszinierenden Sog aus Sounds und Bildern wird dieser Raubbau sinnlich erlebbar, wodurch sich endlose Räume zur persönlichen Reflexion öffnen. Künstlerisch ansprechend und technisch ausgereift vermittelt uns der Film so auch ohne Verwendung klassischer Dramaturgien die Essenz der Auseinandersetzung mit einem der wichtigsten, wenn auch unterrepräsentierten Herausforderungen unserer Zeit – der Ernährung der Menschheit.