Homo Faber

Kinostart: 21.03.91
1990
Filmplakat: Homo Faber

Kurzbeschreibung

Auf einer Reise von Amerika nach Europa verliebt sich ein älterer Ingenieur in ein junges Mädchen und begleitet diese durch Europa, bis er erkennt, dass sie seine Tochter ist.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Volker Schlöndorff
Darsteller:Barbara Sukowa; Julie Delpy; Dieter Kirchlechner; Traci Lind; Sam Shepard
Drehbuch:Volker Schlöndorff; Rudi Wurlitzer
Buchvorlage:Max Frisch
Kamera:Yorgos Avanitis; Pierre L'Homme
Schnitt:Dagmar Hirtz
Musik:Stanley Myers
Länge:117 Minuten
Kinostart:21.03.1991
Verleih:Tobis
Produktion: Bioskop Film GmbH & Co. Produktionsteam KG, München, Action Films, Stefi 2, Hellas 321
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Übertragung einer anspruchsvollen literarischen Vorlage ins Filmische ist fast immer mit einem Verlust an dichterischer Substanz verbunden. In diesem Fall ist es gelungen, den Kern der Handlung, die Inzeststory mit Rudimenten von Max Frischs Gedanken und Sprache zu umgeben, zu einem überzeugenden, übersichtlichen, trotz mancher Weitschweifigkeit spannenden Film umzuformulieren.

Zufälle scheinen das Dasein des Ingenieurs Faber zu bestimmen, Zufälle, die ihm das Leben retten, die ihm Menschen begegnen lassen, mit denen ihn weitere Zufälle verbinden, die ihm schließlich die eigenen Tochter als Geliebte in die Arme führen und dieser den Tod bringen. Zufall? "Oder ist es Fügung?", fragt er, unsicher geworden, weshalb gerade ihm, dem Verstandesmenschen, dem Statistiker, derartige Prüfungen auferlegt werden. Er ist gewohnt, seine Empfindungen zu kontrollieren und bringt auch den Zuschauer emotionell nicht aus der Fassung. Deshalb ist dies ein Film der beherrschten Gefühle geworden, der dennoch nicht kalt lässt.

Mit riesigem Aufwand an Technik und Organisation, mit nicht unkomplizierter Ausstattung (denn die Handlung bleibt, wie im Roman, in den fünfziger Jahren angesiedelt) nähert sich Schlöndorff seinem Thema, schickt er seine Protagonisten auf der Suche nach beruflichen Aufgaben und verschütteten Erinnerungen um die halbe Welt, und der Zuschauer darf zeitweilig wie ein Tourist die geruhsame Begegnung mit alter Kultur genießen. Die Kamera trägt ebenso wie die hervorragende Besetzung zum internationalen Standard eines FIlms bei, dem der Bewertungsausschuss das höchste Prädikat nicht vorenthalten wollte.