Home Is Not a Place

Filmplakat: Home Is Not a Place

FBW-Pressetext

Vor 25 Jahren gründete Bernhard Bub das „antagon“-Theater, welches zu den größten und bekanntesten freien Theaterensembles in Deutschland zählt. Die Theatertruppe ist mit ihren zwei Dutzend Mitgliedern ein Kollektiv, das zusammen lebt und arbeitet. Ziel von antagon ist es, Theater wieder auf die Straße zu bringen, mit seinen Vorstellungen Menschen auf der ganzen Welt anzusprechen, fern von jeder Sprach- und Kulturbarriere. Der Filmemacher Pavel Schnabel hat das antagon-Ensemble ein Jahr begleitet, wobei er sich in seinem Dokumentarfilm HOME IS NOT A PLACE auf einzelne Mitglieder und Bub als Leiter konzentriert. Erstaunlich und beeindruckend, wie nah Schnabel den Menschen kommt und so aufzeigt, wie unterschiedlich Lebenswege sein können. Ob eine junge Frau, deren Eltern ihren Segen für die rastlosen Pläne der Tochter gaben, eine andere, die hin- und hergetrieben ist, am liebsten nicht an morgen denkt und jeden Tag an einem anderen Ort aufwachen möchte, oder eine dritte, die aus Finnland anreist, um ihre ganze Zeit der Gruppe zu schenken. All diese Menschen begleitet Schnabel durch Höhen und Tiefen, wobei er niemanden mit seinen Konflikten und Ängsten bloßstellt und seine Protagonisten stets respektvoll behandelt. Schnabel und seine Kamera werden ein Teil des Ensembles und tauchen ein in diese kleine kokonartige Welt, die für Außenstehende immer auch etwas Rätselhaftes hat und an deren ganz eigenständiger Dynamik man als Zuschauer dank dieses gelungenen Dokumentarfilms teilhaben kann. HOME IS NOT A PLACE ist eine filmisch überzeugende Einladung, das antagon-Theater und all seine Künstler zu entdecken.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Pavel Schnabel
Drehbuch:Pavel Schnabel
Kamera:Pavel Schnabel
Schnitt:Janine Dauterich
Musik:Jakob Rullhusen
Webseite:home-is-not-a-place.com;
Länge:88 Minuten
Produktion: Pavel Schnabel Filmproduktion Pavel Schnabel
Förderer:BKM; HessenFilm und Medien

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Es ist bereits die 22. Saison, in der das aus Frankfurt stammende Straßen- und Aktionstheater antagon theaterAKTion mit seinen Shows und Performances durch die Welt tingelt. Von Anfang an mit dabei ist Bernhard Bub, der als Regisseur und Impulsgeber der Truppe fungiert. Einige andere sind ebenfalls schon seit Jahren dabei, vor allem die Darsteller und Performer aber müssen Jahr für Jahr immer wieder aufs Neue rekrutiert werden, bevor der Sommer und damit die Spielzeit des Theaters naht. Denn das Umhertingeln on the road ist hart und das Zusammenleben im Kollektiv bringt mitunter auch Schwierigkeiten mit sich - vor allem dann, wenn die Ensemblemitglieder noch nicht so viel Spielerfahrung haben oder wenn es zwischenmenschliche Schwierigkeiten gibt.

Selten bekommt man die Gelegenheit, einem ungewöhnlichen Projekt und einer alternativen Lebens- und Daseinsform so nahe zu kommen, wie das bei HOME IS NOT A PLACE der Fall ist. Das liegt vor allem an der Crew, die vornehmlich aus jungen Frauen ganz unterschiedlicher Herkunft besteht, die hier beim antagon Theater etwas finden oder zu finden glauben, was ihnen sonst zu fehlen scheint. Die junge Polin Madá bringt es am Anfang recht treffend auf den Punkt, wenn sie ihren Heimatbegriff erläutert, bei dem es nicht um einen konkreten Ort geht, sondern eher um ein Gefühl, eine Lebensart. Allerdings spart der Film die Schwierigkeiten und Konflikte nicht aus, die das spartanische Leben mit sich bringt. Dies wird insbesondere bei den Gruppenbesprechungen sichtbar, wenn Bub des Öfteren mal genervt und fast schon barsch erscheint, weil wieder einmal etwas nicht so klappt, wie er sich das gewünscht hätte. Andererseits erfährt man von manchem Zerwürfnis erst hinterher und mittels eines Interviews, was dem Film insgesamt, nach Ansicht der Jury, einiges von seiner Intimität und Nähe nimmt.

Insgesamt hatte die Jury den Eindruck, dass der Film einerseits einige Redundanzen und Wiederholungen aufweist, was durchaus an der nicht geringen Zahl von Protagonisten liegen mag, die aber andererseits nicht im gleichen Umfang zu Wort kommen - ausgerechnet von Bernhard Bub und vor allem von dessen künstlerischer Vision, die der Film in den Augen der Jury nicht deutlich genug herausarbeitet, erfährt man recht wenig. Dabei wäre gerade im Dialog zwischen den Newcomern und dem Straßentheater-Profi einiges an Konfliktpotenzial verborgen gewesen. Insgesamt liefert der Film jedoch definitiv einen interessanten Einblick in eine Welt, von der man sonst recht wenig weiß, insbesondere für Zuschauer mit Offenheit und Interesse für alternative Lebensformen. .