Hördur - Zwischen den Welten

Kinostart: 29.10.15
VÖ-Datum: 07.04.16
2015
Filmplakat: Hördur - Zwischen den Welten

FBW-Pressetext

Die 16-Jährige Deutschtürkin Aylin hat es alles andere als leicht. Seit dem Tod ihrer Mutter muss sie sich um ihren kleinen Bruder kümmern, während der Vater verzweifelt versucht, die Familie über Wasser zu halten. Als sich Aylin eines Tages gewaltsam gegen eine der zahlreichen Mobbing-Attacken an ihrer Schule wehrt, wird sie zu Sozialstunden auf einem Pferdehof verurteilt. Nach einiger Zeit taut Aylin in der fremden Umgebung auf. Eine besondere Verbindung spürt sie zu dem wilden Islandpferd Hördur, der ihr neue Kraft und Lebensmut schenkt. Ihr großer Traum ist es nun, zu reiten. Nach anfänglicher Ablehnung unterrichtet die Pflegerin Iris Aylin und sieht sofort ihr großes Talent. Doch als Iris vorschlägt, Aylin könne mit Hördur an einem Turnier teilnehmen, ist der Vater dagegen. Er kündigt an, mitsamt der Familie in die Türkei zurückzukehren. Für Aylin bricht eine Welt zusammen. Denn ein Leben ohne Hördur kann sie sich nicht mehr vorstellen. Gekonnt verbindet der Nachwuchsregisseur Ekrem Ergün in seinem Debütfilm die Genres. So ist HÖRDUR auf der einen Seite ein bewegendes Coming-of-Age-Drama, in dem ein junges Mädchen dank der Liebe zu den Pferden und dem neu erworbenen Gefühl der Freiheit auf dem Rücken von Hördur zu sich selbst findet. Doch dank eines klugen Drehbuchs und eines sorgfältig recherchierten Milieus ist HÖRDUR auch ein authentischer und nicht unkritischer Film über die Situation ausländischer Mitbürger in Deutschland, zusammen mit allen Konflikten und Chancen. Das Nachwuchstalent Almila Bagriaciks verkörpert Aylin glaubhaft, stark und mit viel Herz. Der Zuschauer hofft mit ihr, leidet mit ihr und kämpft sich mit ihr durch alle Probleme hin durch. Auch der Rest des Ensembles überzeugt in weiteren Haupt- oder Nebenrollen, ob Felicitas Woll als Pflegerin Iris oder Hilmi Sözer als Vater, der seine Tochter aufrichtig liebt, aber doch nicht weiß, wie er sich um sie kümmern soll. Besonders schöne und kraftvolle Bilder findet der Film für die Bewegungen der Islandpferde, dabei ist vor allem das Zusammenspiel zwischen Aylin und Hördur faszinierend mitanzusehen. HÖRDUR ist ein spannendes, mitreißendes und klug erzähltes Coming-of-Age-Drama mit einer starken jungen Heldin, die ihren eigenen Weg findet. Zwischen allen Welten, Kulturen und Überzeugungen. Hochaktuell, einfühlsam und überzeugend inszeniert.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm; Kinder-/Jugendfilm
Regie:Ekrem Ergün
Darsteller:Almila Bagriacik; Hilmi Sözer; Felicitas Woll; Noe Chalkidis
Drehbuch:Dorothea Nölle
Kamera:Eric Ferranti
Schnitt:Sabine Brose
Musik:Tim Stanzel; E. Hosenfeld
Webseite:; facebook.com;
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Länge:84 Minuten
Kinostart:29.10.2015
VÖ-Datum:07.04.2016
Verleih:NFP
Produktion: Storming Donkey Productions GmbH & Co. KG
FSK:6
DVD EAN-Nummer:4009750227749
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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein Blick auf das Gesicht der 16-jährigen Deutschtürkin Aylin sagt alles aus: Dieses junge Mädchen ist unglücklich und mit sich und der Welt unzufrieden. Zuhause muss sie die jüngst verstorbene Mutter ersetzen und den Haushalt für Vater Hasan und den kleinen Bruder Emre führen. Ständige Geldnot belastet die kleine Familie. In der Schule wird Aylin als verschlossene Einzelgängerin von ihren Mitschülern gedemütigt. Ihre Sehnsucht nach Freiheit und unbelastetem Leben schlägt sich nachts in ihren Träumen nieder, auf dem Rücken eines Pferdes bei herrlichem Ritt in freier Natur. Nach einer wiederholten Provokation durch eine Schülerin entlädt sich ihr angestauter Frust in einer Gewaltattacke, was ihr zur Strafe Sozialstunden auf einem Pferdehof einbringt. Als sie sich dort mit dem Islandpferd Hördur anfreundet, entdeckt sie ihre Leidenschaft für das Reiten und ihr Leben wird in vollkommen neue Bahnen gelenkt. Die Hofbesitzerin Iris entdeckt ihr großes Reittalent und unterrichtet sie mit dem Ziel, eine Turnierreiterin aus ihr zu machen. Gleichzeitig vermittelt sie Aylin auch menschliche Werte: An sich selbst zu glauben, die eigenen Stärken zu entdecken, Fehler zu machen, um zu lernen und schließlich so zum Ziel zu kommen. Neben dem Turniersieg wird ihr größter Sieg aber sein, den resignierenden Vater wieder ins Leben zurückzuführen.
Die Besetzung von Aylin mit der jungen Almila Bagriacik kann man als Glücksfall bezeichnen. In Spiel und Mimik zeigt sie auf sehr ausdrucksvolle Weise die Suche nach Identität und die Verarbeitung aller Probleme eines jungen Mädchens. Im Vortrag ihres Schulaufsatzes offenbart sich auf sehr berührende Weise die Tragik ihrer familiären Situation und ihrer eigenen Verlorenheit, auch verbunden mit dem festen Entschluss, nicht zu resignieren, sondern ihr Leben in die Hand zu nehmen.
Mit Hilmi Sözer als Vater Hasan und Felicitas Woll als Hofbesitzerin Iris sind die beiden weiteren Hauptrollen bestens besetzt und ihr Spiel überzeugend. Ein besonderes Lob verdient die Kamera und die Lichtgestaltung, vor allem auch bei den Nacht- und Traumsequenzen. Hinzu kommt die sehr authentische Zeichnung von Wohnung und Umfeld der assimilierten türkisch-stämmigen Familie in Mannheim.