Frost/Nixon

Kinostart: 05.02.09
VÖ-Datum: 10.09.09
2008
Filmplakat: Frost/Nixon

FBW-Pressetext

Dieser spannende Thriller schildert das Aufsehen erregende Fernseh-Interview des britischen Talkmasters David Frost, der den vom Amt zurück getretenen US-Präsidenten Richard Nixon 1977 zum TV-Duell herausforderte. Regisseur und Oscarpreisträger Ron Howard verfilmte ein Theaterstück und wählte eine klassische Form der Dramaturgie, die hervorragend funktioniert. Zwei Schwergewichte der Medien- und Zeitgeschichte treten in den Ring. Inszeniert wie ein Boxkampf, steigt die Spannung von Runde zu Runde, nur einer kann gewinnen. Dabei verblüfft der Film mit psychologischen Enthüllungen und stellt ganz nebenbei und unterschwellig die Frage nach der Rolle des Präsidenten. Perfekte Unterhaltung mit wissenswertem Mehrwert.
Prädikat besonders wertvoll

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Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Ron Howard
Darsteller:Sam Rockwell; Kevin Bacon; Michael Sheen; Frank Langella
Drehbuch:Peter Morgan
Weblinks:;
Länge:122 Minuten
Kinostart:05.02.2009
VÖ-Datum:10.09.2009
Verleih:Universal
Produktion: Imagine Films Entertainment, Working Title Films; Relativity Media, Studio Canal
FSK:6
DVD EAN-Nummer:5050582707038
Anbieter-Link:
DVD Extras:Audiokommentar, Entfallene Szenen, Making of, Interviews, Featurette

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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es mag zunächst verwundern, dass ein amerikanischer Film heute auf ein Sujet wie Nixon/Watergate zurückgreift. Sind dies nicht alte Hüte? Die Antwort muss lauten: Bewahre. Es geht nicht um eine Reminiszenz um der Reminiszenz willen, sondern um höchst aktuelle Analogien. In den USA führte und führt der Verdruss mit der Ära Bush bei der Polemik auch zur historischen Spurensuche. Das Watergate Debakel – mehr als ein Betriebsunfall der amerikanischen Demokratie – wurde wieder zum Menetekel für die Rechtsbrüche der Bush-Administration. Ein anderer Aspekt kommt dazu: Seit geraumer Zeit vollziehen amerikanische Historiker eine Neubewertung der Präsidenten des 20.Jahrhunderts. Der verblüffende Wandel in den bisherigen Einschätzungen vollzieht sich dabei bezeichnenderweise mit Richard Nixon. Seine außenpolitischen Verdienste kommen plötzlich zu beachtlichen Ehren und plötzlich wird auch sein Charisma entdeckt.

Vor diesem Hintergrund ist Ron Howards Film alles andere als zufällig. Es ist eine kluge und glückliche Entscheidung für dieses Sujet. Die Voraussetzungen waren noch auf andere Weise exzellent: Zum einen gilt das im März 1977 von dem englischen Talkmaster David Frost mit Nixon geführte Interview als ein Meilenstein der TV-Historie. Zum anderen inspirierte dieses Event den Autor Peter Morgan zu einem effektvollen Zwei-Personen-Bühnenstück.

Ron Howard machte im Vorlauf der Filmadaption alles richtig: Er übernahm im Wesentlichen die Bühnenstruktur, nutzte optimal die glänzenden Dialoge Morgans und besetzte auch konsequent die beiden Darsteller der ersten Bühnenversion: Frank Langella als Nixon und Michael Sheen als Frost. Das schöne Resultat: Frost/Nixon ist ein Glücksfall des politischen Kinos, er ist ein Politthriller der besonderen Art.

Fast lehrbuchhaft, wie der Film auf seinen Höhepunkt zuarbeitet. Die vier Tage des Interviews gehorchen einer präzisen Dramaturgie. An den ersten drei Dates punktet Nixon scheinbar mühelos über das vermeintliche Talkmaster-Leichtgewicht mit Luftikus-Status. Am letzten Tag dann die überraschende Wende: Nixon gerät in eine Erklärungsnotlage und wirft schließlich das Handtuch. Ein Zusammenbruch in immer brisanteren Dimensionen. Gesteht er zunächst nur Fehler ein, „die eines Präsidenten unwürdig sind“ – „Fehler meines Herzens“, steht im Finale das Bekenntnis eines Verrats: „Das amerikanische Volk...Ich habe es verraten...Ich habe das Land verraten...“

Autor Morgan und Regisseur Howard führen dieses Finale in die Dimension einer Shakespeare’schen Königstragödie, ein Drama, das zugleich eine Katharsis des Mediums Fernsehen verklärt. Ein bemerkenswertes Modell des amerikanischen Kinos, sehr verwurzelt in seinen klassischen Traditionen, dabei hellwach für aktuelle Entwicklungen, thematisch und ästhetisch.