Frau Müller muss weg

Kinostart: 15.01.15
VÖ-Datum: 02.07.15
2014
Filmplakat: Frau Müller muss weg

FBW-Pressetext

Frau Müller ist die Klassenlehrerin einer Übergangsklasse. Nun steht für alle Schüler das Halbjahreszeugnis an. Hier entscheidet sich im Prinzip schon alles. Gymnasium, Real- oder Hauptschule – die weitere Schullaufbahn stellt die Weichen für den Erfolg im Leben. Kein Wunder, dass die Eltern höchst besorgt sind, erst recht nachdem die Noten der Kinder im Keller sind. Für die Eltern liegt das Problem klar auf der Hand: Frau Müller ist schuld am Versagen der Kinder. Und deswegen muss Frau Müller weg. Ein Elterngespräch wird ausgewählt, um der ungeliebten Pädagogin die harte Wahrheit kurz und schmerzlos beizubringen. Doch dann kommt alles anders als erwartet. Basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück von Lutz Hübner verhandelt der Film unzählige Themen – vom Bildungssystem über Vorurteile zwischen Ost und West, vom Übertragungsdruck der Eltern auf die Kinder bis hin zur Verlogenheit des Bildungsbürgertums. All diese Themen greift Sönke Wortmann, zusammen mit Hübner, der das Drehbuch mitverfasste, auf und bringt sie auf überzeugende Weise auf die Kinoleinwand. Die kammerspielartige Situation behält er bei, erweitert den filmischen Raum nur an gewissen Stellen. Die Autoren verstehen es aufs Köstlichste, mit treffenden Überspitzungen realistische Situationen urkomisch darzustellen und in einer sich immer stärker drehenden Aggressionsspirale eskalieren zu lassen Die Figuren stehen für Eltern-„Typen“, die jeder kennt. Wortmann fand für jeden Einzelnen die komplett richtige Besetzung. Ob Anke Engelke als Business-Frau, die sich nicht einen Moment das Heft aus der Hand nehmen lassen will, ohne zu merken, dass sie nicht einmal ihre eigene Tochter kontrollieren kann, oder Justus von Dohnanyi als ewig benachteiligter Vater, der sich über alles beschweren möchte und jedem anderen die Schuld am Versagen seiner Tochter gibt, bevor er sich selbst einmal den Spiegel vorhält. Und auch die anderen Eltern sind mit Ken Duken, Mira Tander und Alwara Höfels glänzend besetzt. Nicht zu vergessen Gabriele Maria Schmeide als Frau Müller, die im Laufe der Handlung immer wieder für die größten Überraschungen sorgt. Denn die steten kleinen Wendungen schaffen immer wieder köstlich-abwechslungsreiche Momente und lassen kein Gefühl der Langeweile aufkommen. FRAU MÜLLER MUSS WEG ist eine in jeder Hinsicht gelungene augenzwinkernde Betrachtung des Schulsystems und lässt den Zuschauer mit einer unmessbar wichtigen Warnung aus einem bekannten deutschen Volkslied zurück: Lass doch der Jugend ihren Lauf!

Filminfos

Gattung:Komödie; Spielfilm
Regie:Sönke Wortmann
Darsteller:Gabriela Maria Schmeide; Justus von Dohnanyi; Anke Engelke; Mina Tander; Ken Duken; Alwara Höfels
Drehbuch:Oliver Ziegenbalg; Sönke Wortmann; Lutz Hübner; Sarah Nemitz
Buchvorlage:Lutz Hübner
Kamera:Tom Fährmann
Schnitt:Martin Wolf
Musik:Erik Seifert
Weblinks:;
Länge:88 Minuten
Kinostart:15.01.2015
VÖ-Datum:02.07.2015
Verleih:Constantin Film Verleih GmbH
Produktion: Little Shark Entertainment GmbH, Constantin Film AG; SevenPictures Film;
FSK:6
Förderer:FFA; FFF Bayern; Filmstiftung NRW; DFFF
BD EAN-Nummer:4011976332183
DVD EAN-Nummer:4011976890089
Anbieter-Link:
DVD Extras:Interviews, Featurette, Behind the Scenes, Trailer

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der deutsche Schulalltag als Komödie. Diesmal wird die Geschichte aber nicht aus der Sicht von Schülern erzählt, sondern der Aufstand der Eltern ist Gegenstand dieses Films. Frau Müller, die Grundschullehrerin, steht im Mittelpunkt. Die Eltern wollen sie nicht mehr als Lehrerin für ihre Kinder. Jeder von ihnen hat dafür ein anderes Motiv. So erleben wir fünf Charakterstudien aufgebrachter Eltern, die genial besetzt ihre Wirkung entfalten. Die Energische, die keine Kompromisse eingeht, ergebnisorientiert, Elternsprecherin; ergänzt durch weitere Stereotypen wie die Verständnisvolle, der Einfühlsame, die Opferbereite und schließlich: die Lehrerin – lebensnah, energisch, selbstbewusst aber doch empfindsam. In diesem Ensemble sind alle menschlichen Schwächen und Stärken vertreten und kommen unter Stress zum Ausbruch.
Der Regisseur versteht es, seine Protagonisten gleichberechtigt zum Zuge kommen zu lassen. Sie werden ernst genommen, jeder hat seinen großen Auftritt. Die Differenzierung in den Charakteren fällt angenehm auf und lässt auch andere als bloße schadenfrohe Lacher aufkommen. Szenen wie das unfreiwillige Tauchbad sind als visuelle Abwechslung gut eingebaut, auch der übersprudelnde Kakaoautomat bereitet Freude. Hier weicht der Film gelungen vom Theaterstück ab, ohne seine Wirkung zu verfehlen. Die Einheit des Stücks wird gewahrt und die Szenen werden als organisch wahrgenommen. Als Gesellschaftskritik und Beschreibung von teils absurden Eltern-Ängsten gelingt es dem Film, trotz seines ernsten Themas, die Komik der Situation angemessen zu beschreiben und auf die Spitze zu treiben.
Im dritten Akt schließlich rundet sich erwartungsgemäß die Geschichte und die Lehrerin hat ihren großen Auftritt. Der Abschlussgag schließlich lässt alle noch mal unterschiedlich gut aussehen.
Eine Komödie des eher direkten, mitunter derben Humors, der auch auf die niederen Triebe wie Schadenfreude und Besserwisserei abzielt und auf jeden Fall seine Zielgruppe, mindestens bei Eltern von Grundschülern, aber auch darüber hinaus, finden wird.