Flags of Our Fathers

Kinostart: 28.12.06
2006
Filmplakat: Flags of Our Fathers

FBW-Pressetext

Heldendämmerung: Tief bewegt blieb die FBW-Jury den ganzen Abspann über sitzen. Clint Eastwood hat keinen gewöhnlichen Kriegsfilm gedreht. Die Rekonstruktion jenes berühmten Fotos der Flaggenhissung auf der Pazifikinsel Iwo Jima aus dem 2. Weltkrieg wird zu einer faszinierenden, erschütternden Auseinandersetzung mit Heldenkult und Legendenbildung und dem, was der Krieg in den Menschen anrichtet. Ein flammender Appell gegen alle Allüren, mit Krieg und Patriotismus Politik zu machen. George Bush wird das nicht gefalllen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kriegsfilm
Regie:Clint Eastwood
Darsteller:Adam Beach; Ryan Phillippe; Jesse Bradford
Drehbuch:William Broyles; Jr. & Paul Haggis
Weblinks:;
Länge:131 Minuten
Kinostart:28.12.2006
Verleih:Warner
Produktion: Malpaso Productions, Malpaso/Amblin Entertainment
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Sowohl die Schlacht vom Februar 1945 um die japanische Insel Iwo Jima - ein einsames Eiland mit schwarzen Sandstränden und Schwefelhöhlen - als auch das Foto vom Hissen der amerikanischen Fahne auf Mount Suribachi zählen zu den berühmtesten Mythen des Zweiten Weltkrieges, wurden gleichsam zu amerikanischen Ikonen.

Clint Eastwoods Auseinandersetzung mit diesem Thema liegt völlig abseits nationaler Legendenbildung, ist ein faszinierender Gegenentwurf.

„In den Kriegsfilmen meiner Jugend“, so Eastwood, „war die Welt klar in die Guten und die Bösen aufgeteilt. Das hat aber mit der Realität des Krieges nichts zu tun ... Es geht mir um das, was der Krieg in den Menschen anrichtet.“

Clint Eastwood hinterfragt in mehreren Schichten die Erinnerung an den Mythos. Zunächst durch ein illusionsloses Abbild der Gewalt und Grausamkeit des Krieges. Die Landung auf Iwo Jima erweist sich als Himmelfahrtsunternehmen der makabersten Art. Die Sturmtruppen geraten in eine tödliche Falle, gehen einen schockierenden Opfergang.

Nach der Rekonstruktion des Grauens reflektiert der Film dann mit Bitterkeit und Sarkasmus die Konstruktion von Helden und ihre Instrumentalisierung. Drei Überlebende der Fahnenhissung werden auf eine Tour durch amerikanische Städte geschickt, um das patriotische Fieber anzufachen und für Kriegsanleihen Stimmung zu machen. Eine fragwürdige Show, die für die Drei zur Farce und zur Tragödie gerät.

Eastwood perforiert die „Heldentour“ immer wieder mit Erinnerungssequenzen, die das Trauma der Soldaten zum suggestiven Albtraum machen.

Die Heldendämmerung vollendet sich dann in der Nachkriegsgesellschaft. Sie fallen förmlich aus der Normalität der Welt, ihre Tragödie schreibt sich zu Ende, am beklemmendsten die des indianischen Soldaten Ira Hayes.

Ohne plakativ irgendwie darauf zu verweisen, ist Clint Eastwoods Film auch ein intensiver Dialog mit der jüngsten US-Geschichte nach dem 11. September 2001.

Die bohrenden Fragen nach der „echten“ Erinnerung und der subtile Diskurs mit der Macht der Bilder und ihrer Manipulation machen „Flags of Our Fathers“ zu einem alles andere als historischen Kunstwerk.