Die Klärung eines Sachverhalts

Filmplakat: Die Klärung eines Sachverhalts

FBW-Pressetext

Wie ein Krimi aufgebaut ist dieser packende Kurzfilm. Nur aus Liebe zu seiner Frau stellt ein unbescholtener DDR-Bürger einen Ausreiseantrag. Ein Stasi-Offizier versucht ihn mit perfiden Methoden davon abzubringen. Eine Pattsituation für den jungen Mann, die in der Inszenierung der klaustrophobischen Verhörsituation eindringlich auf den Punkt gebracht wird. Glänzend besetzt und mit treffsicheren Dialogen ausgestattet ist den Filmemachern ein intensiver, dichter und spannender Film gelungen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Sören Hüper; Christian Prettin
Darsteller:Julia Brendler; Josef Heynert; Horst-Günter Marx; Joachim Kappl
Drehbuch:Sören Hüper; Christian Prettin
Webseite:honnom.de;
Länge:14 Minuten
Verleih:interfilm Berlin Short Film Sales & Distribution
Produktion: Leitmotiv Film GmbH
FSK:6
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein junger Mann sitzt im Verhörraum, ihm gegenüber hockt ein Offizier der NVA. Es geht um die Frage, ob der Mann und seine hoch schwangere Frau die Republikflucht geplant haben, sich zu Verwandten in den Westen absetzen wollten. Immer enger wird das Netz um den jungen Mann. Der ihn verhörende Experte arbeitet auf verschiedenen Ebenen, um den jungen Mann zu einem Geständnis zu bringen, ihm Geheimnisse zu entlocken. In Zwischenblenden werden Szenen gezeigt, in denen das junge Paar in der Tat mit dem Gedanken spielt, die DDR zu verlassen. Sie möchte unbedingt fort, er ringt mit sich. Denn dies ist seine Heimat, und trotz aller Kritik an den Zuständen glaubt er nicht daran, dass im Westen alles anders bzw. besser sein wird. Aber um des Kindes willen, entscheidet er sich für den Plan seiner Frau.
Zum einen dokumentiert dieser sehr dicht inszenierte Kurzfilm die auswegslose Situation in der Vernehmung, in der es weniger um die Klärung eines Sachverhalts als vielmehr um diktatorische Zwänge und letztlich Verrat geht, zum anderen geht es hierbei auch um Szenen einer Ehe, die von der Politik überschattet wird. Privates gibt es nicht mehr, Big Brother ist überall. Und der Zweck heiligt jedes Mittel. Die Konflikte werden komplex dargestellt, die infame Befragungstaktik des Verhörenden in wenigen prägnanten Szenen aufgezeigt, die komplexe Geschichte geradlinig und nahe am Stoff erzählt. Im Nachspann erfährt man, dass der junge Mann wohl tatsächlich nach „der Klärung des Sachverhalts“ ins Gefängnis musste, da er sich weigerte ein ihm untergeschobenes „Geständnis“ zu unterschreiben bzw. durch diese Unterschrift die Freiheit und gewisse Privilegien zu erlangen. Doch er wurde nach zwei Jahren vom Westen aus der Haft freigekauft – was aber aus seiner Frau, seinem Kind und seiner Zukunft geworden ist, das verschweigt der Film. Das ist aber auch eine andere Geschichte.