Die Geschichte vom Brandner Kaspar

Kinostart: 16.10.08
VÖ-Datum: 06.05.09
2008
Filmplakat: Die Geschichte vom Brandner Kaspar

FBW-Pressetext

Die Geschichte vom Brandner Kaspar ist die Verfilmung des populären bayerischen Volksstücks, in dem der Brandner Kaspar den Tod überlistet und ihm ein Schnippchen schlägt. Herausragend besetzt mit Franz Xaver Kroetz als Kaspar und einem glänzend spielenden Michael Bully Herbig als der Tod, enthält der theaterhaft anmutende Film jede Menge guten Humor und urtümlichen Witz. Dabei schneidet die Verhandlung mit Gevatter Tod auch durchaus tiefgründigere Aspekte an. Vilsmaier hat ein pralles Stück geschaffen mit durchweg urbayerischen teils märchenhaften Bildern, das mit einer gelungenen musikalischen Begleitung eine Stimmung voller Herzenswärme schafft. Ein uriges Kinovergnügen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Komödie; Spielfilm
Regie:Joseph Vilsmaier
Darsteller:Lisa Maria Potthoff; Michael Bully Herbig; Franz Xaver Kroetz; Peter Ketnath
Drehbuch:Klaus Richter
Weblinks:;
Länge:99 Minuten
Kinostart:16.10.2008
VÖ-Datum:06.05.2009
Verleih:Concorde
Produktion: Perathon Film und Fernseh GmbH, Clasart
FSK:6
Förderer:FFA; FFF Bayern

Trailer wird nach Klick nicht abgespielt?
Hier geht es zum Download des aktuellen Quicktime-Players.

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Vilsmaier erzählt das traditionelle bayerische Bühnenstück nach der Kurzgeschichte von Franz von Kobell mit einer fulminanten, komödiantischen Charakterrolle von Michael Bully Herbig grandios gespielt als „Der Tod“, hervorragend besetzt mit Franz Xaver Kroetz als Tegernseer Büchsenmacher Brandner Kaspar, der bei Kartenspiel und Schnaps den Tod beschummelt und so weitere 21 Jahre Lebenszeit herausholen kann.

Der Film überrascht mit Anleihen bei Bergmanns „Das siebente Siegel“ und der Inszenierung von der Himmelspforte mit Petrus und dem Erzengel Michael mit dessen Flammenschwert. Besser hätte man es auch von Herbert Achternbusch nicht erwarten können.

Eine anarchistische Satire, die, nicht bösartig, sondern geradezu liebevoll und milde auf die kleinbürgerlichen Vorstellungen vom Übergang ins Jenseits auf eine Versuchsanordnung blickt und wie mit dem Skalpell gezogen die Schwächen von religiöser Selbstgefälligkeit und Heuchelei anschneidet und aufdeckt. Da gibt es auch die unangenehmen Einblicke in den Kellerabgang zur Hölle vor dem Himmelstor mit dem lodernden Flammenmeer des Fegefeuers. Dem Gläubigen wird schmerzhaft vor Augen geführt, dass der Tod keinen Aufstieg in den Himmel garantiert. Erst das „jüngste Gericht“ entscheidet über Treppenauf- oder Treppenabgang.

Joseph Vilsmaier serviert uns diesen Schwank mit einem milden und wohlwollenden Lächeln. Diese Geschichte eignet sich auch für die ganze Familie, obwohl oder gerade weil, so ernste Fragen rund um Leben und Tod auf heitere Weise thematisiert werden. Vilsmaier lehrt uns mit dem Stück auf charmante Weise, dass es letztlich auf die Haltung ankommt, die man zum Leben und zum Sterben einnimmt. Man muss kein Selbstmordattentäter sein, um sich mit dem Tod anfreunden zu können, allerdings nur dann, wenn hierfür die Zeit reif ist.

Der Tod hat bisweilen durchaus allzu menschliche Schwächen, ist häufig unzuverlässig, in seiner Arbeit ungenau und kommt nicht selten zur Unzeit. Es ist das Verdienst der zwei großartigen Charakterdarsteller Herbig und Kroetz dem Thema den bitteren Ernst zu entziehen. Aber auch die Nebenrollen glänzen, beispielsweise mit Detlef Buck als preußischem Adeligen, der es auf Brandner Kaspers Hof abgesehen hat. Fast übertroffen wird er von dem macht- und geldhungrigen Bürgermeister, der über Leichen geht und so den Schrecken des Todes im wahren Leben noch übertrumpft.

Obwohl diese folkloristische Satire auf bürgerliche Religions- und Obrigkeitsvorstellungen keine Sekunde ihren Ursprung als bühnenhafte Inszenierung verleugnet, nimmt die Magie des Kinos den Zuschauer von der ersten Sekunde an gefangen, weil die Charaktere glaubwürdig agieren und die Geschichte wahrhaftig herübergebracht wird.

Kinogerechte Bilder von grandiosen Landschaftskulissen der bayerischen Alpen werden untermalt von stimmiger Musik. Dadurch geraten auch die Innenaufnahmen während der Verhandlung zwischen Brandner Kaspar und dem Tod nicht zum drögen Kammerspiel zweier „Handlungsreisenden“, sondern entfalten die ganze Faszination des Kinos, wodurch sprichwörtlich die Zeit stehen bleibt. Die hervorragende Ausstattung des Films und die gelungene Maske des Todes sind weitere Pluspunkte filmischen Handwerks.

Brandner Kaspar ist eine flüssige und stimmig erzählte Kinogeschichte mit intelligenten, lebhaften Dialogen, der man auch noch länger hätte zuschauen können, wenn nicht die Terminsache mit dem Tod ein nachvollziehbares Ende vorsehen würde.

Brander Kaspar ist in seiner Herstellungsform auf wunderbare Weise altmodisch und lässt dem Betrachter die Chance sich seinen Reim selber zu machen. Die Bilder entstehen nicht nur auf der Leinwand, sondern lassen dem Zuschauer Raum für eigene Fantasie.

Alles in allem ein herrlicher Spaß für Ungläubige. Die Gläubigen müssen halt „a weng“ Humor mitbringen, dann „basst’ scho“ oder müssen auf dem Friedhof warten, bis sie dran sind.