Die Band von nebenan

Kinostart: 31.01.08
2007
Filmplakat: Die Band von nebenan

FBW-Pressetext

Das „Alexandria Ceremonial Police Orchestra“ strandet irgendwo im israelischen Nirgendwo; eigentlich sollen sie dort zur Eröffnung eines arabischen Kulturzentrums spielen nur gibt es in Beit Ha-Tikwa nichts, rein gar nichts, was ihnen auch von der Bevölkerung bestätigt wird. Die FBW-Jury war sich einig: Hier kann man berechtigt von Filmkunst reden; das ist ein Film der kleinen Gesten, der ungewöhnlichen Annäherungen und von Begegnungen, die etwas verändern. Das Tempo ist leise und zurückgenommen, jede Einstellung ist durchdacht, die Charaktere sind in sich stimmig und geben die würdevolle Haltung dank der behutsamen Inszenierung grandios wider; alles in allem: großartige Kinomomente, die lange nachwirken.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Musikfilm
Regie:Eran Kolirin
Darsteller:Sasson Gabai; Ronit Elkabetz; Saleh Bakri; Khalifa Natour
Drehbuch:Eran Kolirin
Länge:87 Minuten
Kinostart:31.01.2008
Verleih:Concorde
Produktion: July August Productions, July August Productions, Bleiberg Entertainment, Sophie Dulac Productions
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Band, um die es hier geht, ein klassisches Polizei-Kammerorchester, das „Alexandria Ceremonial Police Orchestra“, auf seiner Fahrt zu einem Auftritt in Beita Tikva oder Petah Tikwa, einem Ort in der Wüste Israels, landet. Wie fremd die Musiker sich hier fühlen, kann der Zuschauer an ihren stoischen Mienen nur bedingt erkennen, schließlich sind sie ägyptische Polizisten und Disziplin gewohnt. Unter Aufbietung großer Geduld und Höflichkeit stellt der Chef und Dirigent der kleinen Truppe schließlich fest, dass sie nicht dort gelandet sind, wo sie hin sollten. Hier gibt es, wie die Einheimischen bestätigen, nichts, gar nichts, auch kein arabisches Kulturzentrum, das zu den Klängen ihres Orchesters eröffnet werden soll.

Ein Film der kleinen Gesten, ein Film über ungewöhnliche Annäherungen, die etwas verändern für alle, die beteiligt sind. Ein Musikfilm, denn wichtiges Thema und Motiv des Films ist die Musik.

Diese treffende Charakterisierung für die genau beobachtenden, poetischen, oft melancholischen Bilder und Szenen sagen in ihrer Klarheit das Wesentliche über diesen Film aus. Nichts ist vorhersehbar, trotzdem wirkt der Film nie hektisch oder fällt aus seinem Rhythmus. Die menschliche Ebene ist wichtig, gibt ihren Figuren Raum sich zu entfalten, bei aller Fremdheit wird nie ein falscher Ton angeschlagen. Die Gesichter der Darsteller werden von der Kamera festgehalten wie Landschaften.

Es gibt überzeugend inszenierte Kameraeinstellungen, die wie Tableaus wirken und mit ihrer Farbigkeit und Ausdruckskraft einen Gegenpol zur tristen, eintönigen Landschaft der Wüste bilden. Die Dialoge wirken nicht gekünstelt, sondern lebensnah; sie führen den Zuschauer in die jeweilige Situation hinein und erzeugen das Gefühl, Teilnehmer des Gesprächs zu sein, das hier stattfindet. Sie vermitteln ein Zeitempfinden, das realistisch wirkt.

Die komischen Momente sind ausbalanciert, werden nie zum bloßen Gag. Die Schauspieler, die Kamera, das Licht, die sparsam eingesetzte Filmmusik stehen immer im Dienst der Geschichte, die der Film erzählt.

Ein außergewöhnlicher Film von hoher künstlerischer Qualität, der in seiner Bestimmheit und Komplexität für sich steht.