Deutsch-Türkische LIEBE

Filmplakat: Deutsch-Türkische LIEBE

FBW-Pressetext

Zwischen 1960 und 2013 gab es laut statistischem Bundesamt 173.500 deutsch-türkische Eheschließungen. An sich nur eine Zahl, eine Erhebung. Doch schaut man dahinter, bedeutet dies schlicht und einfach, dass interkulturelles Zusammenleben keine Ausnahme ist. Dass sich Menschen kennen, lieben, verbinden können, die nicht aus demselben Land kommen, derselben Religion angehören, dieselbe Sprache sprechen. Natürlich gibt es Probleme, Konflikte, Reibungen. Und auch amüsante Anekdoten. Davon berichten in DEUTSCH-TÜRKISCHE LIEBE, einem 15minütigen Kurzdokumentarfilm von Martin Granata und Andreas Heller, Paare aus ganz Deutschland, die genau das erlebt haben. Sie erzählen davon, dass die Eltern natürlich irritiert reagierten, als der neue Partner vorgestellt wurde. Dass Nachbarn tuschelten, dass Freunde sich abwendeten. Doch sie erzählen auch davon, wie sie sich verliebten und dass alles andere nebensächlich wird, wenn es um Liebe geht. Alle Interviews zeichnen sich durch die Natürlichkeit der Protagonisten aus, die durch eingeblendete Fotos auch viel Privates offenbaren. Man spürt das Vertrauen zu den Filmemachern, die die Geschichten der Menschen selbst in den Vordergrund stellen. Auch der Zuschauer entwickelt sofort eine Nähe zu den Erzählenden, kann das Gehörte mit eigenen Erfahrungen verbinden und vieles dazulernen. Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven hat den Film anlässlich seiner Sonderausstellung „Plötzlich da. Deutsche Bittsteller 1709, türkische Gastarbeiter 1961“ produziert. Die Ausstellung bestand aus zwei Teilen, von denen einer das „Importieren“ türkischer Gastarbeiter in den 1960er Jahren thematisierte. Damals ging es um wirtschaftliche Interessen. Doch Menschen, und das zeigt der Film auf unterhaltsame, kurzweilige, informative und warmherzige Weise, sind keine Wirtschaftsfaktoren. Sie sind lebendige Wesen, die zueinander finden. Über alle Grenzen, Nationalitäten, Sprachen und Religionen hinweg. Weil es genauso sein muss. Ein beeindruckender Beitrag zum interkulturellen Verständnis.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Martin Granata
Drehbuch:Andreas Heller
Kamera:Martin Granata
Schnitt:Habiba Laout
Musik:Ipek Ipekcioglu
Weblinks:dah-bremerhaven.de;
Länge:14 Minuten
Produktion: Deutsches Auswandererhaus
Förderer:BKM

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Dokumentarfilm von Martin Granata behandelt in knapper Form interkulturelle Beziehungen zwischen deutschen und türkischen Paaren in Deutschland in Folge der Wirtschaftsmigration der 1960er Jahre. Ganz nebenbei erfahren wir etwas über die Geschichte der Gastarbeiter, über Verständigung, Leidenschaft, Religion sowie die damit einhergehenden Schwierigkeiten. Dabei werden unterschiedliche Regionen und Paarkonstellationen (auch eine queere Beziehung) thematisiert.
Granatas dichter Dokumentarfilm ist kurzweilig und charmant, verschachtelt souverän Zeiten, Personen und Themen und liefert so ein prägnantes Plädoyer für das interkulturelle Zusammenleben. Der konstruktive und tendenziell sehr optimistische Film eignet sich hervorragend für Bildungskontexte (Schule, Studium, politische Bildung) und kann auf allen Ebenen als gelungen bezeichnet werden.