Der andere Junge

Filmplakat: Der andere Junge

FBW-Pressetext

Ein halbwüchsiger Junge terrorisiert einen anderen, die Familien sind befreundet, die Väter Konkurrenten am Arbeitsplatz. Dann tut sich der Boden auf, alle Sicherheit zerbricht. Schauspielerisch enorm dicht, gut gebaut, ohne Schnörkel und meisterlich inszeniert, die Dialoge beklemmend glaubhaft entfaltet sich ein Drama von geradezu griechisch-antiker Wucht. Eine reife Leistung, absolut sehenswert. Muss ins Kino.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Volker Einrauch
Darsteller:Barbara Auer; Andrea Sawatzki; Christian Berkel; Peter Lohmeyer; Willi Gerk
Drehbuch:Lothar Kurzawa
Länge:95 Minuten
Produktion: Josefine Filmproduktion, Volker Einrauch, Hermine Huntgeburth, Lothar Kurzawa, Josefine Filmproduktion; NDR;
FSK:12
Förderer:Nordmedia

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In diesem Film wird eine Geschichte aus unserer Mitte erzählt. Die beiden Familien, in denen sich die Tragödie mit gnadenloser Folgerichtigkeit entwickelt, bestehen aus realistisch gezeichneten und dargestellten Durchschnittsbürgern. Ein Junge wird vom anderen gequält und bestohlen, ihre Elternpaare sind befreundet, aber die Väter sind gleichzeitig Konkurrenten am Arbeitsplatz.
Alle leben nebeneinander her, spielen ihre Rollen, sind aber unfähig, wirklich miteinander zu reden. Diese Sprachlosigkeit ist es, die alle Beziehungen zersetzt, und das zeigt „Der andere Junge“ auf eine sehr subtile und einfühlsame Art und Weise. Da stimmt jede Nuance, die Schauspieler agieren absolut glaubwürdig und Regisseur Volker Einrauch weiß genau, was er zeigen, was weglassen, was er andeuten und was betonen muss.
In diesem Kammerspiel kommt es auf jedes Wort an, das gesagt oder eben nicht gesagt wird – um so eindrucksvoller ist es, wenn die Dialoge derart natürlich und authentisch klingen. Als besonders gelungen empfand die Jury auch solche dramaturgisch scheinbar nicht unbedingt nötigen Szenen wie die Chorproben von Evchen Morell, in denen vieles über ihre Sehnsucht nach einer heilen Welt erzählt wird und die gleichzeitig geschickt die Chorgesänge als Filmmusik einführen und legitimieren.
Auch durch die Bilder, die zugleich dokumentarisch wirken und eine unheilvolle Kälte verströmen, wird der Zuschauer in dieses Drama hineingezogen. Die Bildführung setzt intelligente Akzente in diesem oft wie ein Kammerspiel angelegten Drama. Dies ist wirklich ein Kinofilm. Peter Lohmeyer, Andrea Sawatzki, Barbara Auer und Christian Berkel haben sich ihre Figuren mit viel Einfühlungsvermögen zu eigen gemacht, doch eine noch größere Überraschung ist der junge Schauspieler Willi Gerk in der Rolle des Robert, der ja kaum etwas direkt ausdrücken darf, und doch mit Körperhaltung und Blicken nuancenreich vermitteln kann, wie es im Inneren des Jungen aussieht.