Departed - Unter Feinden

Kinostart: 07.12.06
2006
Filmplakat: Departed - Unter Feinden

FBW-Pressetext

„Niemand schenkt dir etwas. Du musst es dir nehmen.“ Eine knallharte Geschichte ist es, die Martin Scorsese in diesem überzeugend ausgefütterten und nach Boston transplantieren Remake des Hongkong-Krimis „Infernal Affairs“ schnörkellos serviert. Ohne alle Mätzchen, lakonisch, tough und cool, bitter-witzig und voller Kraft ist der düstere Film. Die Männer sind Männer, DiCaprio war noch nie so erwachsen, Jack Nicholson ist zum Fürchten – und mitten drin eine erstaunlich zart-harte Frau. Großes Kino, das lange nachhallt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kriminalfilm; Gangsterfilm
Regie:Martin Scorsese
Darsteller:Jack Nicholson; Matt Damon; Mark Wahlberg; Leonardo DiCaprio
Drehbuch:William Monahan
Weblinks:;
Länge:151 Minuten
Kinostart:07.12.2006
Verleih:Warner
Produktion: Warner Bros. Entertainment GmbH, Vertigo Entertainment
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Was für ein düsteres Ende! Mit der Unausweichlichkeit einer griechischen Tragödie wird hier eine Geschichte abgeschlossen. Keinem der Protagonisten werden Rettung oder Vergebung gegönnt.

Martin Scorsese ist der nihilistischen Essenz der Vorlage „Infernal Affairs“ treu geblieben, ohne dabei den Stil des Actionfilms aus Hongkong zu kopieren. Bei ihm sind die beiden jungen Männer, die sich jeweils als Spitzel bei den Gangstern und bei der Polizei eingeschlichen haben, die Söhne von irischen Kriminellen in Boston. Bei beiden wird psychologisch glaubwürdig dargestellt, warum sie zu sogenannten „Ratten“ werden, beide sind intelligent, schlagfertig und erfindungsreich.

Einer der Reize des Films besteht darin, sie dabei zu beobachten, wie sie jeweils die andere Seite austricksen, dabei auch immer wieder beinahe in die Fallen des Anderen geraten und haarscharf der Demaskierung entgehen. Scorsese erzählt lakonisch - da reichen die blutigen Hände von Jack Nicholson in der Kneipe, um den Schrecken extrem eindrucksvoll wirken zu lassen, gerade weil die Tat selber ungesehen bleibt. Und im Dialog lauert immer ein boshafter Witz, der aber nie zynisch wird, weil Scorsese bei aller Virtuosität bei der Inszenierung nie die Charaktere aus den Augen verliert.
Darum verirrt sich der Zuschauer nie im labyrinthischen Plot, darum reichen wenige Szenen aus, um etwa die Polizeipsychologin als eine komplexe und faszinierende Figur lebendig werden zu lassen, die als einzige Frau in diesem Männerfilm nicht im Intrigenspiel gefangen ist. Jack Nicholson darf endlich mal wieder dämonisch grinsen, und wird dennoch von Scorsese so geschickt geführt, dass er eben nicht alle anderen an die Wand spielt. Leonardo DiCaprio und Matt Damon, aber auch Mark Wahlberg und Ray Winstone spielen so inspiriert wie selten, und Kameramann Michael Ballhaus findet genau die richtigen, dunklen, schattenhaften Einstellungen, um diesen Neo-Noir zu bebildern.

„Departed“ ist als Genrefilm extrem spannend und unterhaltend, aber er hat auch jenen ästhetischen Mehrwert, der die Klassiker von den nur gut gemachten Filmen unterscheidet.