Berlin Troika

Filmplakat: Berlin Troika

FBW-Pressetext

Links von ihm sitzt ein Russe, rechts ein Amerikaner. Beide haben eine Ansicht über die Weltpolitik, doch es ist nicht dieselbe. Er sitzt in der Mitte und soll übersetzen. Doch er merkt, dass man nicht alles übersetzen sollte, was gesagt wird. Und dass der Platz zwischen den Stühlen bisweilen mehr als unbequem sein kann. Für seine 11minütige Groteske über politische Diplomatie wählt Andrej Gontcharov, der an der Deutschen Film- und Fernsehakademie studiert, die außergewöhnliche Perspektive des Dolmetschers, einer Figur, die sonst oft unsichtbar bleibt. Doch der Dolmetscher allein ist es, der alles versteht und der somit das Gespräch kontrollieren kann. Doch bei allen Versuchen, eine friedliche Lösung zu finden, sprechen dann doch die erhobenen Fäuste eine deutlichere Sprache als Worte. Als das verbale Taktieren in einen handfesten Nahkampf zwischen den Supermächten ausartet, entwickelt der Film einen herrlich grotesken Humor, der arme Übersetzer bleibt hilflos zurück und muss zusehen, wie rohe Kräfte walten, wo er doch nur für Frieden sorgen wollte. Die Bilder der Kamera sind exzellent gewählt und montiert, besondere Perspektiven wie Aufsichten oder auch das zentrale Motiv des Tabletts, mit dem der Zuschauer in den Film hinein- und auch wieder hinausgeht, stechen hervor. Der Worte sind genug gewechselt – dieses höchst amüsante und großartig inszenierte Kurzfilmvergnügen muss man einfach sehen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Groteske; Kurzfilm
Regie:Andrej Gontcharov
Darsteller:Matthew Burton; Dieter Wardetzky; Alexander Khuon; Sebastian Blomberg
Drehbuch:Andrej Gontcharov
Kamera:Julian Landweer
Schnitt:Andrej Gontcharov
Musik:Peter Tschaikowsky
Länge:11 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB)
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Auf dem Höhepunkt des eskalierenden Krisengipfels zweier Supermächte bricht der Dolmetscher Gregor Hansen plötzlich zusammen. Der junge Diplomat Konrad Gelb wird kurzfristig als Ersatz rekrutiert. Zwischen zwei überdimensionierten Polit-Egos, deren persönliche Befindlichkeiten wie ein Damoklesschwert über dem Schicksal der Menschheit zu schweben scheinen, liegt es absurder Weise nun allein in Konrads Händen, die Welt doch noch vor einem Krieg zu bewahren.

Während des Gesprächs stehen sich die zwei Machtpole unversöhnlich gegenüber und haben nicht nur im übertragenen Sinne den Finger bereits am Abzug. Der Dolmetscher sieht sich mit zwei sehr hitzigen Gemütern konfrontiert. Der kleinste Funke kann das Fass zum Überlaufen bringen.
Vor diesem übermächtigen Szenario wird das Dilemma des Dolmetschers dann auch um so eindrucksvoller sichtbar. Denn schicksalhaft wird er gegen seinen Willen nicht nur zum Zeugen des Gesprächs, sondern auch zum Zünglein an der Waage.

Regisseur Andrej Gontcharov hat die schicksalhafte Situation perfekt inszeniert. Er versteht es, diese kleine, dramatische Geschichte spannend und stimmig zu erzählen, so dass der Zuschauer davon gefesselt wird und mit dem Dolmetscher intensiv mitfühlen kann.

Handwerklich und technisch ist der Film absolut stimmig: Der Handlungsstrang ist bis ins Kleinste perfekt geplant; die Dramaturgie harmonisch abgestimmt und die Ausstattung mit viel Sinn für Details klug ausgewählt.

Die FBW-Jury kann dazu nur sagen „Weiter so!” und belohnt Andrej Gontcharovs Arbeit mit dem Prädikat „besonders wertvoll“.