Filmplakat: Abdullah

FBW-Pressetext

Abdullah sammelt Brillen. Für ihn sagt eine Brille viel über ihren Träger aus. Denn hinter der Brille verbirgt sich der direkte Blick in die Seele eines Menschen. Abdullahs Seele hat schon eine Menge mitgemacht. Als Kind einer Migrantenfamilie lernt er früh, dass es oft nicht gut ist, „anders“ zu sein. Als er später zu den Drogen findet, verliert er die Bindung an alles. Auch an seine Mutter. Dann jedoch rettet ihn ein Psychologe in einer Klinik, in die er eingewiesen wird. Und Abdullah entscheidet sich für das Leben. Im Grunde ist es keine „große“ Geschichte, die Jakob Besuch, der an der HFF „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg Animation studiert hat, hier erzählt. Doch schon einzeln für sich genommen sind die verschiedenen Filmbilder hervorragend im Stil der Holzschnitttechnik mit kargem Strich inszeniert. Im gemeinsamen Zusammenhang dann ergeben sie ein kunstvoll angefertigtes Mosaik. Ein Film über einen charismatischen Menschen und seine existenziellen Konflikte, der überaus feinfühlig inszeniert ist.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Jakob Besuch
Drehbuch:Jakob Besuch
Musik:Oleg Hollmann
Länge:8 Minuten
Produktion: Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg
Förderer:Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Manchmal ist es schwer, ins Leben zu finden und gesehen zu werden – selbst wenn man längst da ist in der Welt. In dem AnimaDokFilm ABDULLAH erzählt der Regisseur Jakob Besuch von solch einem realen Fall – und dies geschieht mit gestalterischer und narrativer Brillanz.

Sein Protagonist, der, wie es scheint, selbst als sympathischer und glaubwürdiger Erzähler die eigene Geschichte zu Gehör bringt, stammt aus einer Migrantenfamilie und gerät durch übermäßigen Cannabis-Konsum an den Rand einer Psychose. Erst durch seinen Therapeuten in der Psychiatrie erfährt er zum ersten Mal so etwas wie Zuwendung und Aufmerksamkeit und gelangt so auf den Weg der Heilung. Heute hat er die Krankheit überwunden und zudem mit einem Brillengeschäft seine Bestimmung gefunden, in dem er anderen Menschen hilft, selbst besser zu sehen und besser gesehen zu werden.

Die Geschichte einer späten (Wieder)Geburt setzt Jakob Besuch mit eindrucksvoller und enorm aufwändiger, zugleich aber sehr reduzierter und sich in den Dienst der Story stellender Animationstechnik, überzeugender Farbdramaturgie und erzählerischer Finesse um. Erst spät ergeben sich Hinweise, die eine Interpretation des anfangs Gezeigten ermöglichen – eine kunstvolle Verschränkung, die dennoch stets verständlich bleibt und die das Interesse des Zuschauers über die gesamte Laufzeit (und darüber hinaus) fesselt. Ein eindrückliches Werk.