Red Riding Hood

Kinostart: 21.04.11
2011
Filmplakat: Red Riding Hood

FBW-Pressetext

Die Bewohner des Dorfes Daggerhorn leben in Angst und Schrecken: Ein Werwolf treibt sein Unwesen und hat nun auch ein junges Mädchen umgebracht. Die Schwester des Opfers, die wunderschöne Valerie, beschäftigt allerdings nicht nur die Trauer, sondern auch die unglückliche Liebe zu dem armen Holzfäller Peter und die erzwungene Verlobung mit dem reichen Schmied Henry. Und dann stellt sich auch noch heraus, dass der Werwolf Valerie gut zu kennen scheint. In dieser unkonventionellen Interpretation des Märchens Rotkäppchen stellt TWILIGHT-Regisseurin Catherine Hardwicke eine romantische Heldin in den Mittelpunkt der Geschichte, die nicht nur für ihre Liebe kämpft, sondern auch die Konfrontation mit wilden mythischen Geschöpfen nicht scheut. Eine dunkel-atmosphärische Kulisse und eine dynamisch-entfesselte Kamera schaffen eine mysteriöse Welt, in die man wohlig schauernd eintauchen kann. In der Mixtur aus Thriller- und Fantasy-Elementen steht am Ende die gelungene Auflösung der Frage nach der Identität des Werwolfs. Ein modernes Märchen für die heutige Generation. Sinnlich, überraschend, originell.

Filminfos

Gattung:Thriller; Fantasy
Regie:Catherine Hardwicke
Darsteller:Amanda Seyfried; Gary Oldman; Billy Burke; Shiloh Fernandez; Max Irons; Julie Christie
Drehbuch:David Leslie Johnson
Kamera:Mandy Walker
Schnitt:Nancy Richardson; Julias Wong
Musik:Brian Reitzell
Webseite:RedRidingHood.de;
Länge:100 Minuten
Kinostart:21.04.2011
Verleih:Warner
Produktion: Warner Bros. Entertainment GmbH, Appian Way
FSK:12

Trailer wird nach Klick nicht abgespielt?
Hier geht es zum Download des aktuellen Quicktime-Players.

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat wertvoll erteilt.

Der Film führt in düstere, mittelalterlich anmutende Zeiten, als das Dorf Daggerhorn („nur wenige kannten den Namen des Dorfes, aber viele hatten von den furchtbaren Dingen gehört, die dort geschahen“) in Angst und Schrecken vor einem Werwolf lebt. Die Bewohner haben ihre Häuser auf Stelzen errichtet, bei Vollmond opfern sie dem Wolf ein Tier und warnen ihre Kinder, sich hinaus in den düsteren Wald zu begeben. Das hat die junge Valerie schon als kleines Mädchen nicht davon abgehalten, sich dort draußen mit ihrem Freund Peter zu treffen. Jetzt möchte sie mit dem jungen Holzfäller fliehen, denn sie hat erfahren, dass ihre Eltern sie mit Henry, dem Sohn einer wohlhabenden Familie, verheiraten wollen. Da wird bekannt, dass der Werwolf nach längerer Zeit der Ruhe wieder zugeschlagen und Valeries ältere Schwester Lucy getötet hat. Die Dorfbewohner schwören Rache und rufen den berühmten Werwolfjäger Pater Solomon, das Untier zu töten. Dadurch steigert sich die Unruhe, denn der Pater eröffnet ihnen, dass die Gefahr nicht von außen aus dem Wald kommt, sondern dass der Werwolf tagsüber als Mensch mitten unter ihnen lebt. Von nun an sind alle verdächtig. Nur Valerie spürt, dass sie auf besondere Weise mit dem Wolf verbunden ist. Und tatsächlich: Als er das nächste Mal im Dorf auftaucht, spricht er sie direkt an und fordert sie auf, mit ihm zu gehen.

Die Verbindung des Märchens von Rotkäppchen mit alten Werwolf-Mythen bildet eine gute Grundlage für einen Fantasy-Thriller, der schaurig-spannende Unterhaltung bietet. Trotz der Anklänge an mittelalterliche Hexenverfolgung und Inquisition ist das Thema zeitlos aktuell, denn es spielt mit der Angst, dass vertraute Menschen dunkle Seiten verbergen und anders sein könnten, als sie vorgeben. Das betrifft auch die Hauptfigur Valerie, die von Kindheit an rebellisch und für dunkle Kräfte empfänglich ist. Vor allem ist sie eine romantische Heldin, die zwischen zwei (attraktiven) jungen Männern steht, die ihr Wohlstand oder Abenteuer versprechen – ein Konflikt, den junge Zuschauerinnen sicher gut nachvollziehen können. Amanda Seyfried spielt Valerie sehr überzeugend als moderne Figur in einer Mischung zwischen erotischem Versprechen und rebellischem Aufbegehren. Ihre männlichen Partner fallen dagegen ab. Interessante Rollen gibt es im Gesamtensemble nur für Julie Christie als tatkräftig-jugendliche Großmutter, die zwischenzeitlich in Verdacht gerät, und für Gary Oldman als fanatischem Werwolfjäger und Inquisitor Solomon mit schillernden Attributen.

Ausstattung und Set-Design gehören zu den Stärken des Films. Die Szenerie ist düster gehalten. Die auf Stelzen stehenden Holzhäuser scheinen mit den Bäumen verwachsen. Auf Requisiten – wie Solomons Folterkammer in Form eines goldenen Elefanten – und Kostüme wurde viel Mühe verwandt. Sie setzten Farbakzente und man meint, ihre Stofflichkeit zu spüren. Herausragend Valeries rotes Cape, ein Geschenk ihrer Großmutter, das sie schon farblich von allen anderen abhebt. Die Kameraarbeit unterstreicht die Atmosphäre mit Panoramaaufnahmen grüner Waldlandschaften, zahlreichen Kranaufnahmen und ästhetischen Bildkompositionen, wie beispielsweise die wiederholte Einstellung, die Valerie in ihrem – hier besonders langen – roten Umhang allein in verschneiter Berglandschaft zeigt und eine Traumkomponente in den Film einfügt. Auch die anderen Traumsequenzen, beispielsweise mit der Großmutter, sind in ihrer Verfremdung interessant gestaltet. Spannende Momente werden durch subjektive Kameraeinstellungen verstärkt. Die Filmmusik trägt mit Kompositionen aus dem Gothic- und Dark-Wave-Bereich zur düster-bedrohlichen Stimmung bei.

Die Spannung um die Identität des Werwolfs wird die ganze Zeit über aufrechterhalten. Verschiedene Personen aus Valeries Umfeld geraten in Verdacht: neben der Großmutter auch Peter und Henry. Valerie bewegt sich also stets auf unsicherem Terrain und in potentiell gefährlicher Gemeinschaft. Auch ihre besondere Beziehung zu dem Untier ist ein Faktor ständiger Beunruhigung. Aber am Ende verlaufen alle ausgelegten Spuren im Sande, und die Auflösung des Rätsels ist letztlich enttäuschend – eine Schwäche des Drehbuchs und der Dialoge, die teilweise sehr hölzern klingen. Aufgrund der schönen Schlusseinstellung bleibt die Hoffnung, dass Valerie außerhalb des Dorfes für sich die Freiheit findet.